Kommunalwahl in Unterföhring:Vom Feststadel zum Gymnasium

Den Kandidaten ist es wichtig, den Nachwuchs im Ort zu halten.

Von Sabine Wejsada

Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten Unterföhring

Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten Unterföhring (von links): Thomas Weingärtner (SPD), Andreas Kemmelmeyer (PWU), Betina Mäusel (CSU), Manfred Schulz (die Grünen).

(Foto: Florian Peljak)

Die Themen sind vielfältig: Es geht um eine Entlastung der Unterföhringer von Verkehrslärm und Autoschlangen, die sich tagein, tagaus durch das Straßendorf quälen. Es geht um die Frage nach einem Feststadel, in dem man Feste feiern kann, wie sie fallen, und nicht auf die Programmplanung des Bürgerhauses Rücksicht nehmen muss. Es geht um eine neue, alte Ortsmitte-Diskussion, und es geht um die Wohnungsknappheit am Ort, die Parkplatzproblematik im Gewerbegebiet sowie den angrenzenden Wohngebieten und schlussendlich auch ums Geld. Die Unterföhringer haben viele Fragen an die Bürgermeister-Kandidaten.

Im zweiten Teil der VHS-Podiumsdiskussion müssen sich Betina Mäusel (CSU) und ihre Konkurrenten Thomas Weingärtner (SPD), Andreas Kemmelmeyer (PWU) sowie Manfred Schulz (Grüne) auf den Zahn fühlen lassen. Auf den Stühlen im Bürgerhaus liegen gelbe Zettel aus, auf welche die Besucher das schreiben, was sie besonders interessiert an diesem Abend. VHS-Direktor Lothar Stetz und sein Team sammeln sie in der Pause ein, fassen sie zusammen und geben sie an die Kandidaten weiter.

Überraschend: Die meisten Fragen aus dem zahlreich erschienenen Publikum beziehen sich auf den Bau eines einfachen Feststadels, wie ihn die PWU in der Vergangenheit im Gemeinderat vorgeschlagen hat und damit gescheitert ist. Während Weingärtner vehement gegen ein "Bürgerhaus light im urbanen Stil" argumentiert und davor warnt, zu glauben, dass man mal eben einen solchen Bau ohne großen Aufwand und ohne Auflagen bewerkstelligen könne, sagen Kemmelmeyer, Mäusel und Schulz die Errichtung eines solchen Stadels zu - wenn sie denn nach der Kommunalwahl im Rathaus etwas zu sagen haben sollten.

Der Wohnungsnot für junge Unterföhringer und Familien begegnen wollen die vier Kandidaten auf ähnliche Weise: Ausweitung des Einheimischen-Modells, genossenschaftlicher Wohnungsbau und die konsequente Errichtung von kommunalen Mietshäusern, wie derzeit am Germanenweg im Norden der Kommune, sind die Mittel der Wahl. Beim Gymnasium gehen die Vorstellungen schon etwas weiter auseinander: Schulz kann sich ein kommunales Gymnasium vorstellen ("Bei dem Geld, das wir haben"), aber zum Beispiel auch eine Fachoberschule. Für Weingärtner ist eine Gemeinschaftsschule eine überlegenswerte Alternative, wenngleich das Gymnasium die erste Option sei.

Der SPD-Bewerber erinnert den im Publikum sitzenden CSU-Landtagsabgeordneten und Kreisrat Ernst Weidenbusch an sein Versprechen, wonach angeblich in fünf Jahren das erste Unterföhringer Kind in die Oberschule an seinem Heimatort gehen werde. Ins gleiche Horn stößt Kemmelmeyer: Unterföhring brauche eine weiterführende Schule. Und Mäusel sagt entschlossen: "Das Gymnasium muss her." Allein um schon die Kinder und Jugendlichen in Unterföhring zu halten, wie alle vier Bewerber unisono betonen. Nach der vierten Klasse verstreuen sich die Mädchen und Buben praktisch in alle Winde - je nachdem, wo die weiterführende Schule liegt, verschiebt sich auch deren Aktivitäten-Mittelpunkt dorthin. Es sei denn, sie sind in einem der zahlreichen Vereine in Unterföhring aktiv.

Dabei müsse jedoch gerade für nicht organisierte Jugendliche etwas geschehen in der Gemeinde, lautet eine Forderung aus dem Publikum - verbunden mit der Frage, was die Kandidaten dafür tun wollten. Mäusel und Weingärtner sehen eine Möglichkeit, dass im geplanten Sportpark oder im neuen Zentrum in Bahnhofsnähe Orte entstehen könnten, wo sich junge Leute und junge Erwachsene gerne treffen mögen. Kemmelmeyer bringt wieder den Feststadel ins Gespräch, und Schulz kann sich einen Multifunktionsplatz vorstellen.

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