Kommunalwahl in Unterföhring:Ambulant statt stationär

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Den zahlreichen Fragen von Unterföhringer Senioren haben sich die Bürgermeisterkandidaten Johannes Mecke, Philipp Schwarz, Manfred Axenbeck und der amtierende Rathauschef Andreas Kemmelmeyer (von links) bei einer Podiumsdiskussion des Seniorenbeirats gestellt. (Foto: Robert Haas)

Bei einer Podiumsdiskussion des Seniorenbeirats erklären vier Bürgermeisterkandidaten, was es in der Gemeinde noch zu tun gibt. Vor allem Hilfe für Demenzkranke und eine Pflegeschule sind ein Thema

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Mehr Kurzzeitpflegeplätze, eine bessere Betreuung von Demenzkranken und umfassende Unterstützung von pflegenden Angehörigen, bezahlbare Wohnungen und die Sicherstellung einer fußläufigen Infrastruktur mit Läden und Arztpraxen: Das ist es, was die Generation der Älteren von den politischen Entscheidern am Ort erwarten. Das wird am Donnerstag deutlich, als sich die Bürgermeisterkandidaten bei einer vom Seniorenbeirat organisierten Podiumsdiskussion im bis auf den letzten Platz besetzten Feringasaal den Fragen des Publikums stellen.

Neben dem amtierenden Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) stehen an diesem Nachmittag Manfred Axenbeck (CSU), Johannes Mecke (Grüne) und Philipp Schwarz von der SPD Rede und Antwort - moderiert von Journalist Stefan Ruzas.

Raphael Gutmann, der für die FDP ins Chefzimmer im Rathaus einziehen möchte, hat abgesagt. Er ist auf Reisen. In Unterföhring gibt es viele aktive Senioren. Und für diese hält die Gemeinde ein großes Programm mit Ausflügen zum Wandern oder Besichtigungen bereitet, kümmert sich in der Seniorenberatung um Altersthemen, bietet Kurse zur Ertüchtigung von Geist und Körper an. Doch was ist mit jenen, die da nicht mehr mithalten können, weil sie kaum noch mobil sind? Oder die der Demenz geschuldet ihr Leben vergessen, einsam sind und unter psychischen Erkrankungen leiden? Die Kandidaten auf dem Podium sind sich einig, dass Unterföhring in den vergangenen Jahren viel für diese Generation geschaffen hat, wie etwa den Bau des Seniorenzentrums am St.-Valentin-Hof mit altersgerechten Wohnungen und Pflegeheim oder dem Ausbau des Beratungsangebots; sie räumen aber allesamt ein, dass die Anstrengungen angesichts des demografischen Wandels auch in einer der jüngsten und kinderreichsten Kommunen in ganz Deutschland intensiviert werden müssten. So plädiert CSU-Mann Axenbeck dafür, in Unterföhring eine Anlage für Betreutes Wohnen zu bauen und verweist auf die persönlichen Erfahrungen, die seine Familie in der Nachbargemeinde Aschheim gemacht hat. In einer solchen Einrichtung könnten Axenbecks Einschätzung zufolge auch Plätze für die Tages- und Kurzzeitpflege sowie eine Demenzstation entstehen.

Bürgermeister Kemmelmeyer erinnert an das Seniorenpolitische Gesamtkonzept. Hier liefen gerade die Vorbereitungen für eine Abfrage des Bedarfs hinsichtlich aller für Ältere relevanten Themenfelder. Das von der Kommune beauftragte Institut sei dabei, eine Bedarfsanalyse zu erstellen, einbezogen würden alle Unterföhringer ab einem Alter von 55 Jahren. Man wolle gerüstet sein für die Zukunft, berichtet der Rathauschef den weit mehr als 150 Besuchern der Podiumsdiskussion. Doch auch in den vergangenen Jahren sei viel passiert: So sei zum Beispiel das Feringahaus modernisiert worden, die Gemeinde habe vielerorts das für Rollatoren und Rollstühle störende Kopfsteinpflaster entfernen lassen, Gehwege abgesenkt und Rampen gebaut.

Der Bürgermeister kündigt an, dass das bestehende Altenheim aufgestockt werden soll und es mehr Personal für die Seniorenberatung sowie -begegnung geben wird. Und er könne sich gut vorstellen, dass sich Unterföhring um die Ansiedlung einer Pflegeschule bemüht. "Denn ohne Personal helfen uns die ganzen Plätze nichts." Wichtig sei zudem, für die Pflegekräfte auch Wohnraum zu schaffen.

SPD-Kandidat Schwarz hat schon eine konkrete Idee, wo man all dies verwirklichen könnte: auf dem Gelände der Feuerwehr, wenn diese in ihr neues Domizil an der Straßäckerallee umgezogen ist. Dort sei dann Platz für Tagespflege, Demenz-WG und Personalwohnungen. Außerdem sollte sich die Gemeinde das Grundstück westlich des Seniorenheims sichern, für die Errichtung einer Kurzzeitpflege mit genügend Plätzen. Im Rathaus vermisst Schwarz eine Koordinationsstelle Wohnungen, die zum Beispiel den von der Gemeinde geförderten Wohnungstausch begleitet und organisiert. Grünen-Bewerber Mecke hält Mehrgenerationenhäuser für das Mittel der Wahl; dort könnten ebenso Demenz-WGs entstehen.

Gemein ist an diesem Nachmittag allen Kandidaten der Grundsatz "ambulant statt stationär". Für pflegende Angehörige soll es jedwede Unterstützung geben. Die Anliegen der Senioren hätten oberste Priorität, heißt es unisono, wofür es vom Publikum Beifall gibt. Dennoch bleiben Zweifel, wie es etwa Zuhörerin Dagmar Hoffmann formuliert: "Wissen die vier Herren nicht, dass es höchste Eisenbahn ist und die Zeit drängt?", fragt sie. Senioren, die an Demenz litten, und ihre Familien bräuchten "schnelle Lösungen". Eher heute als morgen.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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