Kommunalwahl in Straßlach-Dingharting:Einer für alle

Kommunalwahl in Straßlach-Dingharting: Der Dorfweiher ist ein Wahlkampfthema in der ländlichen Gemeinde Straßlach-Dingharting, weil er immer wieder umkippt.

Der Dorfweiher ist ein Wahlkampfthema in der ländlichen Gemeinde Straßlach-Dingharting, weil er immer wieder umkippt.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Wähler des 3200-Einwohner-Ortes haben die Auswahl aus 91 Gemeinderatskandidaten, aber es gibt nur einen Bewerber für das Bürgermeisteramt: Amtsinhaber Hans Sienerth.

Von Iris Hilberth

Während Bürgermeisterkandidaten in anderen Gemeinden derzeit gleich mit einer ganzen Handvoll Mitbewerber um die Wählergunst buhlen, kann in Straßlach-Dingharting Hans Sienerth völlig entspannt auf den Wahltag warten. Eine Niederlage wird es für ihn nicht geben, nicht einmal eine Stichwahl. Wenn nicht etwas völlig Unvorhersehbares passiert, wird der Parteifreie auch nach dem 15. März weiter Rathauschef in der kleinen Gemeinde im Isartal sein.

Denn Sienerth ist der Einzige im Ort, der diesen Job will. Seine Vertragsverlängerung als Bürgermeister ist daher so gut wie sicher. So belässt er es auch bei zwei großen Wahlkampfveranstaltungen: einem Seniorennachmittag mit bayerischer Musik und einer Wahlparty für die Erstwähler.

Wahl 2014

Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) gewählt mit 90,4 Prozent, als einziger Kandidat

Gemeinderat (14 Sitze, künftig 16)

CSU 3 Sitze

FWG 3 Sitze

UWV 3 Sitze

Bayernpartei 2 Sitze

Grüne 2 Sitze

Bürgerbewegung 1 Sitz

Wahlergebnis

CSU 25,0 Prozent

FWG 22,7 Prozent

UWV 20,4 Prozent

Bayernpartei 13,1 Prozent

Grüne 12,2 Prozent

Bürgerbewegung 6,5 Prozent

Für den 46-Jährigen ist die Situation nicht neu. Schon 2014 hatte nur er eine Bewerbung abgegeben. Damals hatte er bereits seine erste Amtszeit hinter sich und die Gemeinde war froh, mit Sienerth nach einer turbulenten Zeit mit dem geschassten ehemaligen Bürgermeister Walter Brandl wieder in ruhigere Fahrwasser gelangt zu sein. Bei seiner ersten Wahl 2008 hatte Sienerth noch zwei Gegenkandidaten, sechs Jahre später wurde er mit 90,4 Prozent wiedergewählt.

Die Kandidaten für den Gemeinderat

CSU

1. Florian Zweckinger, 2. Reinhold Lang, 3. Niko Stoßberger, 4. Alexandra Preuß-Schneider, 5. Martin Doll, 6. Kurt Berger, 7. Josef Streit Jun.,8. Anja Berger, 9. Alois Röhrmoser, 10. Helmut Schwarz, 11. Christoph Reichart, 12. Raimund Bader, 13. Herbert Holzer, 14. Thomas Seifert, 15. Horst Schilling, 16. Günter Frischkorn

Freie Wählergemeinschaft

1. Moritz Leserer, 2. Christina Salzberger, 3. Matthias Spindler, 4. Magdalena Lechelmayr, 5. Max Feichtmeyer Max, 6. Gertrud Götz, 7. Horst Wagner, 8. Konstanze Bail, 9. Harald Hack, 10. Christoph Tisler, 11. Martin Schwarzenbeck, 12. Georg Lang, 13. Walter Probst, 14. Hans Wagner, 15. Valentin Angermüller, 16. Florian Brunsch

Unabhängige Wählervereinigung

1. Peter Schneider, 2. Ioana Frank, 3. Frank Ritter, 4. Stephan Zoller, 5. Ralf Deterding, 6. Tanja Hellwig, 7. Sebastian Praml, 8. Gertraud Schad, 9. Christian Römer, 10. Valentin Schneider, 11. Gerhard Göttinger, 12. Anke Berni, 13. Michael Fricke, 14. Theo Ritter, 15. Christina Thom, 16. Ulrich Sedlmeyer

Bayernpartei

1. Martin Gall, 2. Albert Geiger, 3. Ludwig Resenberger, 4. Franz Beierbeck, 5. Marina Beierbeck, 6. Alexander Richard, 7. Hans Resenberger, 8. Peter Eberl, 9. Johann Beierbeck, 10. Max Götz, 11. Sebastian Tisler, 12. Johann Grasl, 13. Manfred Kappl, 14. Barbara Beierbeck, 15. Christoph Wiethaler, 16. Renate Röhrmoser

Grüne

1. Sabine Hüttenkofer, 2. Leonhard Schlickenrieder, 3. Christine Herrmann, 4. Oliver Seth, 5. Cornelia Metzner, 6. Hartmut Schüler, 7. Monika Weikinn, 8. Uwe Bacher, 9. Sabine Engels, 10. Thomas Scheiter, 11. Clara Mrosczok, 12. Christian Ketels, 13. Angelika Schüler, 14. Christoph Marka, 15. Meryem Jammes, 16. Chrissoula Siouta-Bruckmeyer

SPD

1.-3. Alexander Schulze-Schönherr, 4.-6. Ina Steidle, 7.-9. Siegfried Zinkeisen, 10.-12. Rita Steidle, 13.-15. Uwe Bredendiek

FDP

1.-3. Charlotte von Padberg, 4.-6. Sarah Küstner, 7.-9. Bernd Salomon, 10.-12. Dirk von Padberg, 13.-14. Vanessa von Holzschuher, 15.-16. Thomas Reitzel

Nun ist es aber nicht so, dass ein konkurrenzloser Kandidat alternativlos gewählt werden muss. Der Wähler hat auch die Möglichkeit, einem Mitbürger seine Stimme zu geben, der gar nicht auf dem Wahlzettel steht. Solche Voten gab es 2014, etwa für einige amtierende Gemeinderäte, aber auch für den ortsansässigen Michael "Bully" Herbig.

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Vor Sienerths angestrebter dritter Amtszeit ist also erneut kein anderer Interessent aufgetaucht. Vielleicht, weil die meistern zufrieden mit seiner Arbeit sind, womöglich, weil einfach keiner wollte. Zumindest kann Sienerth sich darüber freuen, dass nicht nur seine drei offiziellen Unterstützer, die Bayernpartei, die Freie Wählergemeinschaft (FWG) und die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) wollen, dass er weitermacht. Auch die SPD, die erstmals wieder eine kleine Liste für den Gemeinderat aufgestellt hat, wirbt für Sienerth.

Bei der CSU war es lange nicht klar gewesen, ob sie nicht doch einen Kandidaten ins Rennen schickt. Der Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Florian Hahn war vorgeprescht, hatte den Verzicht seiner Partei erklärt und sich so den Unmut des Ortsverbands zugezogen. Letztlich war es aber so gekommen, wie Hahn hatte verlauten lassen: Auch von der CSU will keiner auf den Chefsessel im Rathaus. Bei den Grünen ist das Thema auch kurz angesprochen worden, wie Ortsverbandssprecher und Kreisrat Oliver Seth bestätigt, der vor zwölf Jahren selbst Bürgermeisterkandidat seiner Partei war.

Doch sei man sich schnell einig gewesen, sich auf die Gemeinderatskandidaturen zu konzentrieren, um im Gremium mit möglichst vielen Mandaten die Themen wie Klimaschutz, bezahlbaren Wohnraum, gute Kinderbetreuung und Ringbuslinien voranzubringen. Derzeit sitzen zwei Grüne im Gemeinderat, Seth hofft, dass es wenigstens genauso viele bleiben, vielleicht sogar mehr werden. "Wir haben in der Gemeinde in letzter Zeit sehr viel Zuspruch bekommen", sagt er. Es sei diesmal überhaupt kein Problem gewesen, die Liste zu füllen.

Der Wähler wird also in einer Gemeinde mit nur 3200 Einwohnern die erstaunliche Auswahl von 91 Kandidaten auf sieben Listen haben. Die Bürgerbewegung zieht sich zurück, dafür hat die FDP erstmals Ambitionen angemeldet, in der hiesigen Kommunalpolitik mitzumischen. 16 statt bisher 14 darf der Wähler in den Gemeinderat schicken, denn Straßlach-Dingharting ist gewachsen und damit auch das Gremium.

Sienerth bezeichnet den Gemeinderat als recht konservativ. Das bestätigt sich in Diskussionen wie um die Einstellung eines Sozialpädagogen an der Grundschule, einer Entscheidung mit der sich einige sehr schwer getan haben. Es liest sich aber auch aus den Wahlprogrammen seiner Unterstützergruppierungen heraus. Die "weiß-blaue" Liste der Bayernpartei stellt "das Brauchtum unseres dörflichen Lebens" heraus, auch die FWG betont, dass alle Kandidaten "tief mit Straßlach-Dingharting verwurzelt" seien und die UWV schreibt von einer "bürgerfreundlichen, modernen und zugleich traditionsbewussten Gemeinde".

Deren Spitzenkandidaten Peter Schneider fühlt sich Sienerth besonders verbunden, schließlich ist er sein Zweiter Bürgermeister. Das Verhältnis beschreibt der Rathauschef so: "Der eine ist ohne den andern nichts, und der andere ohne den einen auch nicht. Wie der Rockstar Bon Jovi ohne seinen Gitarristen Richie Samborra, der erste Mount-Everest-Besteiger Edmund Hillary ohne seinen Sherpa Tenzing Norgay oder die Biene Maja ohne Willy nix wäre."

Sie tickten gleich, hätten blindes Vertrauen zueinander und ergänzten sich in ihren Entscheidungen. Und insgesamt, sagt der gelernte Verwaltungsfachwirt Sienerth, der in Straßlach-Dingharting zunächst sieben Jahre lang als Geschäftsführer der Gemeinde tätig war, würde man im Gemeinderat meist einen guten Weg finden. "Wir gehen immer sehr großzügig mit Minderheiten um", sagt er, weil er findet, daran messe sich die Demokratie.

Ein Bürgermeister einer Gemeinde mit Doppelnamen muss einer sein, der zusammenführen kann. Und Sienerth ist überzeugt, dass ihm das in den vergangenen zwölf Jahren ganz gut gelungen ist. Er stammt zwar ursprünglich nicht von hier, war zuvor Leiter eines Möbelhauses und Pressesprecher der Fürther Landrätin Gabriele Pauli, die später eine entscheidende Rolle beim Ende der Ära Stoiber spielte.

Sienerth wohnte aber schon ein paar Jahre in Dingharting, als er sich um den Bürgermeisterposten bewarb, und das löste bei einigen Straßlachern doch anfänglich Skepsis aus. Diese habe sich aber längst gelegt, sagt der Bürgermeister, der es als Erfolg ansieht, dass die Dinghartinger Burschen beim Fest auf Straßlacher Flur die Bar betrieben. Gemeinsam sei es noch nicht gegangen, das hatte sich Sienerth eigentlich erhofft, doch er wertet das als "gesunde Konkurrenz."

Straßlach-Dingharting sei sehr heterogen, sagt der Bürgermeister, daher gebe es auch zwei Ortsgestaltungssatzungen, eine für das dörfliche Dingharting und eine für das modernere Straßlach, in dem auch die toskanische Villa geduldet werde. "Insgesamt braucht man den Blick fürs Dorf", sagt Sienerth, der auf der Liste der Freien Wähler deshalb auch erstmals für den Kreistag kandidiert. Sein Ort brauche dort eine Lobby, sagt er, der Kreistag sei zu stark von den Gemeinden im Nord-Osten des Landkreises dominiert.

Während Sienerth und seine freien Unterstützer-Gruppierungen, aber auch die CSU große Themen wie Gemeindewohnungen, bezahlbares Bauland und eine Seniorentagesresidenz auf der Agenda haben, will die "wiederbelebte" SPD, wie Ortsvereinsvorsitzende Ramona Greiner sagt, sich erst einmal um die kleinen Dinge kümmern, wie den Dorfweiher, der immer wieder kippt, um die Einführung des gelben Sacks und Sozialarbeit für Senioren.

Alle Berichte, Reportagen und Analysen zur Kommunalwahl unter www.sueddeutsche.de/thema/Kommunalwahl_im_Landkreis_München.

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:Hans Sienerth

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