Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Kirchheim:Schluss mit dem Kuschelkurs

Lesezeit: 2 min

VFW und LWK schließen sich gegen CSU-Mann Böltl zusammen.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Die Kommunalwahl könnte in Kirchheim doch noch spannend werden: Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), der von der SPD unterstützt wird, hat nun einen Gegenkandidaten. Gemeinderat Wolfgang Heinz-Fischer von der Vereinigten Freien Wählerschaft (VFW) tritt gegen ihn an. Seine Gruppierung hat sich dafür mit der Wählervereinigung Lebenswertes Kirchheim (LWK) zusammengeschlossen und bei der Aufstellungsversammlung am Donnerstagabend eine gemeinsame Liste gebildet. "Unser Ziel ist, dem Kuschelkurs, der sonst im Gemeinderat herrscht, etwas entgegenzusetzen", sagt Heinz-Fischer. Weil die Ziele der beiden Gruppierungen ähnlich seien, habe man sich dazu entschlossen, gemeinsam die VFW-Liste zu stärken. Die LWK wird es also im nächsten Gemeinderat nicht mehr geben.

Momentan sitzt für die LWK nur Marcel Proffert, 30, im Gemeinderat. Er führt die neue Liste an und war ebenfalls als Bürgermeisterkandidat im Gespräch. Dass sich die Gruppierungen auf Heinz-Fischer einigten, habe auch daran gelegen, dass man zum amtierenden CSU-Bürgermeister Böltl, der Mitte 30 ist und zuvor in der Marketingbranche arbeitete, einen möglichst großen Gegensatz bieten will: Heinz-Fischer ist 66, hat kein Parteibuch und arbeitet als Exportleiter in einem Elektrounternehmen. "Im Gegensatz zu Maximilian Böltl hat er mehr als 30 Jahre Berufserfahrung", sagt Proffert. Gerade weil es in Kirchheim so viele Baustellen gebe, sei eine erfahrene, ruhige Hand notwendig.

Das größte Problem der Gemeinde ist aus Heinz-Fischers Sicht das Geld. Er fürchtet, dass sich Kirchheim mit all seinen Neubauprojekten - Rathaus, Gymnasium, Wohnungen, Kindergärten und Bürgersaal - übernommen hat. Finanziell und personell sei das alles nicht zu stemmen. Heinz-Fischer könnte sich vorstellen, einzelne Vorhaben auf die Zeit nach der Landesgartenschau 2024 zu verschieben - wie den Bau des neuen Rathauses und des Bürgersaals. Zudem strebt er wie Grünen-Gemeinderat Rüdiger Zwarg an, mit den Investoren bei dem städtebaulichen Vertrag nachzuverhandeln. Diesen unterzeichnete die Gemeinde zwar bereits, allerdings ist er noch nicht in Kraft, weil der Gemeinderat noch keinen endgültigen Bebauungsplan verabschiedet hat. VFW, LWK und Grüne sind der Ansicht, dass die Gemeinde mit den Investoren zu schlecht verhandelt hat. Sie gehen davon aus, dass Kirchheim rund 30 Millionen Euro mehr hätte heraus holen können. Bürgermeister Böltl bestreitet das.

Ein weiteres Ziel von VFW und LKW ist der Erhalt der Natur. Sie wollen verhindern, dass bestehende Wälder und Biotope für die Landesgartenschau und die neue Bebauung gerodet werden. Um nicht zu viel Fläche zu verbrauchen, halten sie an einigen Stellen dreigeschossige Wohngebäude für denkbar. Proffert setzt sich zudem für die Digitalisierung des Rathauses ein. "Die Bürger sollen nur für das Nötigste ins Rathaus gehen müssen", sagt er. Lange Wartezeiten möchte er so verhindern.

Die Kandidaten der VFW: 1. Marcel Proffert, 2. Constanze Friemert, 3. Wolfgang Heinz-Fischer, 4. Daniel Mayr, 5. Harald Fratz, 6. Angela Hilger, 7. Birgit Schramm, 8. Maximilian Liem, 9. Simone Starke, 10. Frank Miller, 11. Christian Müller, 12. Monika Fürhofer, 13. Anton Kiendl, 14. Sonja Hilger, 15. Özler Fratz, 16. Andrew Lane, 17. Andreas Fürhofer, 18. Karola Runge, 19. Georg Biehl, 20. Bernd Michaelis, 21. Elisabeth Reithmayer, 22. Christine Proffert, 23. Manfred Reithmayer, 24. Leo Leitner

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Quelle:
SZ vom 14.12.2019
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