Kommunalwahl in Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Von Alkmaar über Zürich ins Höhenkirchner Rathaus

Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Stichwahl, Mindy Konwitschny, SPD, Foto: Angelika Bardehle

Die Teamplayerin Mindy Konwitschny (Mitte) im Kreis ihrer Familie am Wahlabend. Nach Jahren ist die 46-Jährige am Ziel angelangt.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die neue SPD-Bürgermeisterin Mindy Konwitschny zeichnet sich durch ihre Zielstrebigkeit und einen bewegten Lebenslauf aus

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die größte Überraschung bei der Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl im Januar gelang Mindy Konwitschny, als sie plötzlich mit leicht ins Bairische kippender Stimmlage sagte, dass es für Jugendliche in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ein "bisserl mau ausschaut", wenn sie nicht im Burschenverein sind. So viel Lokalkolorit hatte man bei der 46-Jährigen noch am wenigsten vermutet, die in den Niederlanden geboren und in der Schweiz aufgewachsen ist, und die erst kurz vor der Kommunalwahl 2014 ihren Einbürgerungstest absolviert hat, um als Bürgermeisterin kandidieren zu können.

Was ihr vor sechs Jahren noch nicht gelang, hat die Frau mit dem bewegten Lebenslauf am Sonntag in ihrer Wahlheimat Höhenkirchen-Siegertsbrunn geschafft. Sie hat in der in vieler Hinsicht noch überraschend dörflich geprägten Doppel-Gemeinde als Sozialdemokratin ohne den typischen Stallgeruch einen deutlichen Sieg errungen. Sie selbst erklärt sich den Erfolg mit ihrer kontinuierlichen Arbeit auf lokaler Ebene, die sie als Zweite Bürgermeisterin in den vergangenen sechs Jahren geleistet habe.

Und beiläufig hört man im Gespräch mit ihr heraus: Das ist eine Frau mit starken Prinzipien und starkem Willen, der man sogar zutrauen würde, zu Hause heimlich zu üben, um sich die bairische Klangfarbe anzutrainieren. Dabei ist Konwitschny bei all der Zielstrebigkeit und all dem Ehrgeiz nach wie vor keine Verbissenheit anzumerken. Als sie letztens im Gemeinderat von Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger) massiv wegen ihrer Sitzungsleitung attackiert wurde und sich anhören musste, dass sie eine Beschlussvorlage schlecht vorbereitet habe, reagierte Konwitschny ruhig und zeigte sich in der Folge nicht verunsichert. Sie ließ keinen Graben entstehen, und am Ende gelang es ihr sogar, die Unabhängigen um Bußjäger und ihre Bürgermeisterkandidatin Andrea Hanisch auf ihre Seite zu holen. Die Unabhängigen Bürger unterstützten wie die Grünen Konwitschny in der Stichwahl. Beide Gruppierungen hoffen auf einen Neuanfang mit ihr im Rathaus.

Als Konwitschny sich 2019 bei ihrer Nominierung den SPD-Mitgliedern präsentierte, ließ sie mit Fotos tief in ihre Vergangenheit blicken. Sie kam 1973 in Alkmaar in den Niederlanden in einer gut situierten Familie zur Welt, wuchs in der Schweiz auf, wo sie ihre Matura machte und in Zürich Psychologie studierte. Studienbegleitend arbeitete sie als Familienbetreuerin. 1996 kam sie nach München, lernte ihren Mann kennen und zog im Jahr 2000 nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn, wo sie ein Fernstudium in Sozialen Verwaltungswissenschaften dranhängte und heute mit Mann und vier Kindern im Alter von 17 bis 25 Jahren lebt.

Beruflich und in ihrer politischen Tätigkeit - sie trat 2002 in die SPD ein und ist seit 2005 Mitglied des Gemeinderats - bewies Konwitschny, dass sie gut organisiert ist und sich Ziele setzt. Im Gemeinderat habe sie gemerkt, dass es reizvoll wäre, als Bürgermeisterin wirklich entscheiden zu können, sagte sie einmal. Und sie arbeitete neben der Leitung der Awo-Seniorenbegegnungsstätte in Riemerling darauf hin. Wochenlang stemmte sie, nebenher, als Zweite Bürgermeisterin die Rathausarbeit. Der Verlockung, sich im Wahlkampf wegen des Coronavirus als Krisenmanagerin zu profilieren, widerstand sie. Das sei ein "No-Go", sagte sie am Wahlabend. Von Mai an kann sie sich offiziell in Krisenbewältigung üben. An Aufgaben wird es nicht fehlen.

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