Kommunalwahl in Haar:CSU beendet SPD-Vorherrschaft

Haar, Stichwahl,  Andreas Bukowski, Foto: Angelika Bardehle

Mit einem Gläschen Roten stoßen der neue Haarer CSU-Bürgermeister Andreas Bukowski und seine Lebensgefährtin Ines Heukäufer auf die Abwahl der roten Bürgermeisterin Gabriele Müller an.

(Foto: Angelika Bardehle)

In Haar befördert der Seiteneinsteiger Andreas Bukowski Gabriele Müller aus dem Rathaus und unterbricht die Tradition der roten Bürgermeister in der Gemeinde.

Von Bernhard Lohr, Haar

Politisches Beben in Haar: CSU-Kandidat Andreas Bukowski hat die amtierende Bürgermeisterin Gabriele Müller von der SPD mit knapper Mehrheit besiegt. Er holte in der Stichwahl 51,5 Prozent der Stimmen, bei 48,5 Prozent für Müller. 301 Stimmen trennen Sieger und Verliererin. Müller nahm am frühen Abend die Niederlage gefasst zur Kenntnis. "Ich sehe nicht, dass ich etwas Großes falsch gemacht habe." Bukowski attestierte sie einen "engagierten Wahlkampf", der mehr von Marketing, denn von Inhalten geprägt gewesen sei. Der Sieger sagte "unglaublich, unglaublich". Er nehme das Ergebnis als Auftrag, politische Fronten aufzulösen.

Für Haar ist der 29. März 2020 eine Zäsur. Die SPD-Vorherrschaft mit prägenden Bürgermeistern und zwischenzeitlich auch satten absoluten Mehrheiten ist zu Ende. Nach der Niederlage bei der Gemeinderatswahl vor zwei Wochen, als die CSU 13 Sitze im 30-köpfigen Gremium holte und die SPD bei zehn Sitzen verharrte, steht nun auch ein Schwarzer an der Spitze des Rathauses.

Trotz klarer Vorboten kam Bukowskis Sieg überraschend, hatten doch die Grünen eine Wahlempfehlung für Müller ausgesprochen. Müller fragte auch: "Wo sind die Stimmen der Grünen geblieben?" Nach ihrer Einschätzung hat die CSU auch vom Krisenmanager und Ministerpräsidenten Markus Söder profitiert. Klimaschutz und andere Themen seien in den Hintergrund getreten.

Dass er neu in Haar ist, sieht der Wahlsieger im Nachhinein als Vorteil

Der 40-jährige Bukowski ist ein Quereinsteiger in die Politik und lebt erst seit 2015 in Haar. Er sieht das jetzt rückblickend als Vorteil, der ihm womöglich Stimmen zugetragen hat. Viele Haarer schätzten den Blick von außen, sagte er, um in der Gemeindepolitik eingefahrene Wege zu verlassen.

Wahlentscheidend sei auch das kürzlich verkündete 100-Tage-Programm gewesen, in dem er konkrete Anliegen von Menschen thematisiert habe, die er bei Hausbesuchen und an Infoständen aufgenommen habe. Vielen sei eben eine Geschwindigkeitskontrolle in der 30er-Zone genauso wichtig wie ein Rahmenplan. Auch sagte Bukowski, er werde einen neuen Standort für den Schulcampus für FOS/BOS und Realschule finden. Wo, sagte er am Wahlabend auf Nachfrage nicht.

Die Arbeit im Gemeinderat, wo Bukowski auf die anderen Fraktionen zugehen möchte, dürfte auf jeden Fall spannend werden. Bukowski ist auf SPD, Grüne und FDP angewiesen. Grünen-Vorsitzender Ulrich Leiner zeigte sich am Sonntagabend konsterniert ob Müllers Niederlage, die keiner der Grünen erwartet habe. An Bukowskis Adresse und an die CSU sagte er, ohne die Grünen werde eine konstruktive Politik in Haar nicht möglich sein. Die SPD freilich blicke in einen Abgrund. Sie stehe vor einer "Phase der Selbstfindung".

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