Kommunalwahl in Grünwald:Zurück auf der Bildfläche

Jan Neusiedl beim Jahresempfang in Grünwald, 2019

Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl war drei Monate lang nicht im Rathaus gesehen worden.

(Foto: Claus Schunk)

Jan Neusiedl war monatelang nicht im Amt, jetzt tritt Grünwalds Bürgermeister zur Wiederwahl an

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Was ist mit Neusiedl"? Diese Frage hat FDP-Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat Michael Ritz in den vergangenen drei Monaten des öfteren gehört. Etwa drei Monate lang, zirka seit der Bürgerversammlung im Oktober, war Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) krankgeschrieben. Alle Sitzungen des Gemeinderats und der Ausschüsse wurden seither von seinem Stellvertreter und Parteifreund, dem Zweiten Bürgermeister Stephan Weidenbach, geleitet. Als Gemeinderat hätte sich Ritz in dieser Zeit eine Mitteilung des Gemeindeoberhaupts gewünscht. Natürlich nicht über die Art der Krankheit, sondern nur über die vorhersehbare Länge seiner Abwesenheit. Doch nichts geschah.

Nicht nur die Gemeinderäte wunderten sich, sondern auch Grünwalder Bürger und politische Weggefährten in Nachbargemeinden. Von Amtsmüdigkeit und Rückzug bei der Kommunalwahl war die Rede. "Ist er noch dienstfähig?", wurde FDP-Mann Ritz nach eigenen Worten immer wieder gefragt. Und: "Tritt er überhaupt noch an?", war eine Frage, die die Runde machte. Die Antwort ist seit Mittwochabend da: Er tritt wieder an und ist dienstfähig. Knapp vor Meldeschluss für die Einreichung von Wahlvorschlägen am 23. Januar hat die CSU am Mittwochabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Kandidaten nominiert - als letzte Partei in Grünwald. Zusammen mit den Kandidaten für den Gemeinderat wurde Jan Neusiedl einstimmig zum vierten Mal als Bürgermeisterkandidat aufgestellt und zugleich als Spitzenkandidat auf der Gemeinderatsliste.

Kommunalwahl in Grünwald: Auf ein Neues: Die Grünwalder CSU steht geschlossen hinter ihrem Spitzenkandidaten, Bürgermeister Jan Neusiedl (vorne Mitte).

Auf ein Neues: Die Grünwalder CSU steht geschlossen hinter ihrem Spitzenkandidaten, Bürgermeister Jan Neusiedl (vorne Mitte).

(Foto: Privat)

Der Ortsverband habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, "mit dem amtierenden Bürgermeister Jan Neusiedl die erfolgreiche Arbeit für die Gemeinde" fortzusetzen, heißt es in einer am Donnerstagabend verschickten Pressemitteilung. Und weiter: Auch die Kandidaten auf der Liste hätten große Zustimmung erfahren. "Ziel der Partei ist es, die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre unter dem amtierenden Bürgermeister Jan Neusiedl fortzusetzen und auch 2020 wieder mit zahlreichen Gemeinderäten im Rathaus vertreten zu sein und neue Impulse zu setzen." Neusiedl selbst wird mit den Worten zitiert: "Wir haben noch so viele gute Ideen, das schöne Grünwald in Zukunft noch lebenswerter zu gestalten."

Dass Neusiedl wieder da ist, hatte sich zuvor bereits angedeutet. So etwa wird seit vergangener Woche eine edle Farbbroschüre über das Haus der Begegnung in allen Grünwalder Briefkästen eingeworfen. Das Vorwort hat der Bürgermeister geschrieben. Tatsächlich ist das Haus seit 2017 in Betrieb, sodass die Tatsache, dass die Broschüre kurz vor der Kommunalwahl verteilt wird, bei politischen Gegnern Fragen aufwirft. Etwa die, wer den Druck und die Verteilung bezahlt hat. "Hat es die Gemeinde bezahlt, ist es unfairer Wahlkampf mit Steuergeldern. Hat es das Architekturbüro bezahlt, so erhofft es sich davon sicher Vorteile", sagt Grünen-Gemeinderätin Ingrid Reinhart. Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach, der auch in dieser Frage Neusiedl vertritt, sagt: "Wieso soll das Wahlkampf sein? Es ist doch keine Veröffentlichung einer Partei, sondern der Gemeinde." Der Bürgermeister tue einfach nur seinen ganz normalen Job. Wer das Heft bezahlt habe, wisse er nicht "und spielt auch keine Rolle", so Weidenbach.

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In Erinnerung brachte sich der Abgetauchte auch mit einer weiteren Tat: dem Verbot einer FDP-Veranstaltung bei der Erdwärme Grünwald, die am 23. Januar stattfinden sollte. Erdwärme-Geschäftsführer Andreas Lederle hatte die Führung, zu der sich laut FDP-Bürgermeisterkandidat Ritz rund 40 Personen angemeldet hatten, zugesagt, war nach SZ-Informationen jedoch von Neusiedl nach dessen Rückkehr auf den Dienstsessel zurückgepfiffen worden. Lederle musste daraufhin Ritz und der FDP absagen. Auch ein Referat über die Geothermie darf Lederle nicht bei der FDP halten. In einem Brief teilt Neusiedl mit, er wolle gerne selbst dabei sein, und schlägt vor, den Termin auf April oder Mai zu verschieben.

Der Wahlkampf in Grünwald ist also schon vor der Nominierung von Neusiedl eröffnet gewesen. In diesem wird der 58-Jährige, der seit 2002 die Isartalgemeinde führt, von 23 Mitstreitern unterstützt, unter ihnen neun Frauen und zwei parteilose Kandidaten. Wolfgang Kuny und Katja Victor-Becker sind nicht darunter. Die beiden amtierenden CSU-Gemeinderäte kandidieren nicht mehr - im Gegensatz zu Neusiedl.

Die Kandidaten der CSU: 1. Jan Neusiedl, 2. Stephan Weidenbach, 3. Annabella Wünsche, 4. Sindy Loos, 5. Robert Zettl, 6. Uschi Kneidl, 7. Alexander Steininger, 8. Christine Paeschke, 9. Gerhard Sedlmair, 10. Gloria Westermeyer, 11. Barbara Portenlänger-Braunisch, 12. Matthias Schröder, 13. Reinhard Splettstößer, 14. Isabella Kirkitadse , 15. Daniel Vorwerk, 16. Thomas Lindbüchl, 17. Tobias Mastrodonato, 18. Claudia Fried, 19. Paul Seidl, 20. Thomas Bühler, 21. Jörg F. Remien, 22. Elisa Wax, 23. Michael Zrenner, 24. Alfred Geiger

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