Kommunalwahl in Grasbrunn:CSU-Chef bremst Parteifreundin aus

Kommunalwahl in Grasbrunn: Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (Mitte) mit seinen neuen Stellvertretern Detlef Wildenheim (links) und Hannes Bußjäger.

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (Mitte) mit seinen neuen Stellvertretern Detlef Wildenheim (links) und Hannes Bußjäger.

(Foto: Claus Schunk)

Der wiedergewählte Bürgermeister Klaus Korneder von der SPD hätte gerne Ursula Schmidt als Stellvertreterin gehabt. Doch in einer Kampfabstimmung setzt sich ihr Parteifreund Detlef Wildenheim durch

Von Lars Brunckhorst

Ziemlich genau zwei Monate nach der Wahl haben sich die Vorzeichen in Grasbrunn verkehrt: Aus dem Wahlsieger vom 15. März, SPD-Bürgermeister Klaus Korneder, wurde am Dienstagabend ein Verlierer, aus seinem unterlegenen Kontrahenten, CSU-Kandidat Detlef Wildenheim, ein verspäteter Sieger. In einer mit vielen überraschenden Wendungen gespickten konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats wurde Wildenheim zum Zweiten Bürgermeister und damit zum direkten Stellvertreter von Korneder gewählt - eine Entscheidung, die der Rathauschef und seine SPD unbedingt vermeiden wollten. Wildenheims unerwartete Wahl ist umso spektakulärer, als er gegen eine Parteifreundin antrat, die bisherige CSU-Fraktionschefin Ursula Schmidt.

Im Laufe des Tages hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Eigentlich schien es, als hätten sich SPD, CSU und FWG auf Ursula Schmidt als Zweite Bürgermeisterin geeinigt. Am Nachmittag überraschte dann CSU-Ortschef Wildenheim mit einer Mail an Bürgermeister Korneder und die Presse, in der er Bernhard Bauer vorschlug. In der Sitzung am Abend erklärte er jedoch selbst seine Kandidatur, nachdem Bauer zurückgezogen hatte. Er wollte nicht gegen eine Parteifreundin kandidieren. Denn auch Schmidt hielt an ihrer Kandidatur fest. Damit standen zwei Bewerber aus Reihen der CSU zur Wahl.

Während Wildenheim seinen Anspruch auf das Amt von seiner vorangegangenen Bürgermeisterkandidatur ableitete, begründete Schmidt ihre Gegenkandidatur mit ihrer - im Gegensatz zu Neuling Wildenheim - zwölfjährigen Erfahrung im Gemeinderat und dem Zuspruch aus anderen Fraktionen. In der Tat war es Julia Blanck von der SPD, die Schmidt für den Posten der Zweiten Bürgermeisterin vorschlug, deren Erfahrung und Fachwissen lobte und an die Gemeinderatskollegen appellierte, der Tradition zu folgen und eine Frau in die Führungsspitze der Gemeinde zu wählen, wenn schon unter den 20 Gemeinderäten nur vier Frauen seien.

Spätestens da herrschte im Neukeferloher Bürgerhaus, wohin der Gemeinderat coronabedingt ausgelagert war, knisternde Spannung. Sie hielt auch noch an, als das Ergebnis der geheimen Abstimmung, zu der alle Gemeinderäte einzeln in den Vorraum gingen, feststand: Zwischen Schmidt und Wildenheim stand es zehn zu zehn unentschieden. Eine Stimme war auf Bernhard Bauer entfallen. Wieder mussten alle Gemeinderäte nacheinander hinausgehen. Dann erst herrschte Klarheit: Ein Gemeinderat hatte sich umentschieden, Wildenheim kam auf elf, Schmidt nur auf neun Stimmen, die 21. Stimme war ungültig. Damit war eingetreten, was Bürgermeister Korneder verhindern wollte. Wildenheim, der nach seinem 22-Prozent-Wahlergebnis schon als abgeschrieben galt, hatte seinen Triumph doch noch.

Eine unerwartete Wende, die freilich nur zustande kam, weil auch mindestens sechs Gemeinderäte aus anderen Fraktionen für den neuen CSU-Fraktionsführer stimmten. Wildenheim muss sie nicht nur bei BFG und FDP gefunden haben, sondern auch bei der FWG, obwohl die Gruppierung ursprünglich die Losung ausgegeben hatte, erster Stellvertreter des Bürgermeisters solle ein Kollege mit Erfahrung sein.

Mit seiner kurzfristigen Kandidatur zwang Wildenheim aber auch seine Fraktion hinter sich. Dass eine Niederlage ihres Chefs ein denkbar schlechter Auftakt für die neue Wahlperiode wäre, sahen - mit Ausnahme Schmidts - auch die Parteifreunde ein. Mit ihrem Schwenk unterwarfen sich Bernhard Bauer, Paul König, Karl Humplmair und Maximilian Moser ihrem neuen starken Mann. Freilich zu einem hohen Preis. Noch am Abend galt nicht als ausgeschlossen, dass die enttäuschte Ursula Schmidt die Fraktion verlassen könnte.

Ein Duell gab es auch um den Posten des Dritten Bürgermeisters. Gegen Hannes Bußjäger (FWG), den Bruder des früheren Grasbrunner Bürgermeisters und heutigen Landratstellvertreters Otto Bußjäger (Freie Wähler), trat Ulrich Hammerl von der SPD an. Die Entscheidung fiel im ersten Wahlgang mit Zweidrittelmehrheit. 14 Gemeinderäte stimmten für Bußjäger, sieben für Hammerl, der damit nur eine Stimme jenseits seiner SPD erhielt. Korneder bekommt es damit in seiner dritten Amtszeit nicht nur mit zwei Stellvertretern zu tun, die ihm kritisch auf die Finger schauen werden, die Gemeinde wird im Gegensatz zu den zurückliegenden Wahlperioden auch von einer reinen Männerriege geführt.

In einer früheren Fassung wurde irrtümlich Carmen Müller als CSU-Gemeinderätin genannt, sie ist jedoch nur erste Nachrückerin. Dem Gemeinderat gehört stattdessen neuerdings Maximilian Moser an.

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