Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Baierbrunn:Verstimmung nach der Abstimmung

Die CSU nominiert Felix Maiwald als Bürgermeisterkandidaten für die Wahl im März 2020. Der unterlegene Kandidat Reinhard Löhr zieht sich aus dem Ortsverband zurück.

Von Michael Morosow, Baierbrunn

Es ist ungewöhnlich genug, wenn ein politischer Ortsverband am Tag nach seiner nichtöffentlichen Aufstellungsversammlung der Presse den Sieger einer Kampfabstimmung bekannt gibt, den Namen des Unterlegenen aber verschweigt - und dies mit der Begründung, dies zu dessen Schutze und in Absprache mit ihm zu tun, zumal er doch im Team bleibe. Noch seltsamer mutet es aber an, wenn der Betroffene sich anderntags entrüstet zu Wort meldet, die angeblich getroffene Vereinbarung abstreitet und auch weitere Darstellungen korrigiert, beziehungsweise relativiert.

So geschehen nach der Nominierungsversammlung der Baierbrunner CSU, bei der sich die Mitglieder in einer Kampfabstimmung mehrheitlich für den Kontrabassisten Felix Maiwald entschieden haben und damit gegen dessen Herausforderer, den Kreisbrandmeister und stellvertretenden Kommandanten der Baierbrunner Feuerwehr, Reinhard Löhr.

"Es war zu keiner Zeit zwischen Felix Maiwald und mir abgesprochen, meinen Namen nicht zu nennen - dies entspricht nicht der Wahrheit", sagte Löhr am Freitag zur SZ. Und zur Begründung Maiwalds, man wolle mit der Namensverschleierung den unterlegenen Kandidaten schützen, erklärte Löhr: "Niemand muss mich schützen. Als Polizeibeamter bin ich in der Lage, mich und vor allem viele andere zu schützen!" Auch sei es nicht richtig, dass er im Team bleiben werde, wie Maiwald erklärt hatte. Das Gegenteil sei der Fall. "Ich bleibe nicht mehr weiter 'im Team', da ich die visionären Vorstellungen des gekürten Kandidaten mit meiner realistischen und bodenständigen Grundeinstellung nicht vereinbaren kann", heißt es in einer Stellungnahme von Reinhard Löhr. Inzwischen ist er aus dem CSU-Ortsverband ausgetreten.

Laut dem ehemaligen Vorsitzenden des CSU-Ortsverbands Baierbrunn, Josef Fröhler, hatte "vor etlichen Wochen" Reinhard Löhr im Ortsverband angekündigt zu kandidieren. Vor der Aufstellungsversammlung sei keine Einigung auf einen Kandidaten möglich gewesen. "Wenn es einer probieren will, dann ist es so", sagte Fröhler, weshalb die Versammlung habe entscheiden müssen.

Löhr relativiert das Ergebnis

Nachdem beide Kandidaten sich und ihre Ziele der Versammlung vorgestellt hatte, entschied diese sich mit klarer Mehrheit von 70 Prozent für Felix Maiwald, der damit zum zweiten Mal Ansprüche auf das Bürgermeisteramt erheben kann, nachdem er im Frühjahr 2018 gegen den heutigen Amtsinhaber Wolfgang Jirschik unterlegen war. "Mit klarer Mehrheit von 70 Prozent" - Reinhard Löhr ist danach, diese Ergebnisdarstellung zu relativieren, waren doch von 28 Mitgliedern des Ortsverbandes nur elf anwesend: "Richtig ist, dass Felix Maiwald mit 70 Prozent gewählt wurde. Wenn man das Wahlergebnis in absoluten Zahlen betrachtet, dann haben von elf Mitgliedern bei einer Enthaltung sieben für Maiwald und drei für mich gestimmt. Wenn von 28 lediglich elf Mitglieder anwesend sind, dann relativiert sich das Ergebnis."

Es war wohl auch eine Abstimmung zwischen zwei Vorstellungen, wie sich die kleine Gemeinde Baierbrunn entwickeln soll. Maiwald etwa will einen Ortsentwicklungsplan als Masterplan für die nächsten zehn, 15 Jahre erstellen, den Ortskern lebendig gestalten und dabei den ländlichen Charakter der Gemeinde erhalten. "Mit Visionen für die nächsten 15 Jahre kann ich wenig anfangen", sagte Löhr. Er sei realistisch und bodenständig, er hätte sich lieber aktuellen Problematiken angenommen, etwa die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen bei sanftem Zuzug. Felix Maiwald war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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SZ vom 12.10.2019/hilb
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