Im Grunde spricht viel dafür, dass Patrick Ott in der Stichwahl am Sonntag zum neuen Bürgermeister in Baierbrunn gewählt wird. Der Kandidat der Überparteilichen Wählergruppe (ÜWG) hat im ersten Wahldurchgang 45,6 Prozent geholt, SPD-Bewerber Uwe Harfich von der SPD nur 27,5 Prozent. Zudem haben die Grünen, die im neuen Gemeinderat mit vier Sitzen die zweitstärkste Fraktion stellen werden, Ott und der ÜWG ihre Unterstützung zugesagt, ebenso wie die FDP, die mit 6,6 Prozent einen Sitz erreichte.
Die CSU, die wie die SPD drei Sitze inne hat, tendiert wohl eher zu Harfich, besonders ihr gescheiterter Kandidat Felix Maiwald unterstützt ihn. Harfich sieht sich ohnehin alles andere als chancenlos: "Die Zuversicht ist groß. Die Karten werden neu gemischt, es wird knapp werden." Er hofft, dass sich die Baierbrunner diesmal mehr nach der Persönlichkeit entscheiden, denn da sieht er sich im Vorteil. Konkret beansprucht er für sich die größere Glaubwürdigkeit, da er im Gegensatz zu dem in Neufahrn (Schäftlarn) lebenden Ott schon lange im Ort wohnt und dort auch sozial tief verwurzelt sei - unter anderem ist der selbständige Unternehmensberater schon lange im Vorstand des SC Baierbrunn. "Als Bürgermeister sollst du auf Augenhöhe mit den Bürgern sein, musst du ein Gefühl für den Ort entwickeln und das kannst du nur, wenn du dort auch lebst." Auch was seine professionelle Qualifikation angeht, sieht er sich gut für die Herausforderungen der Kommunalpolitik gewappnet. Viele Jahre Berufserfahrung im Bereich öffentliche Verwaltung, als Geschäftsstellenleiter und später in der Privatwirtschaft und schließlich als selbständiger Unternehmensberater prädestinierten ihn dafür. "Ich weiß, wie man Mitarbeiter lenkt und führt. Ich weiß auch, wie man im öffentliche Dienst Optimierungen schaffen kann."
Patrick Ott, der bisher ebenfalls selbständig war und eine Finanzberatungsfirma für englisch sprechende Ausländer in Deutschland aufgebaut hat sowie im Bezug auf seine politische Erfahrung unter anderem auf vier Jahre im sächsischen Landtag verweisen kann, sieht sich im Bereich Verwaltung und Organisation ebenfalls gut vorbereitet. Natürlich ist ihm - ebenso wie Harfich - klar, dass in den kommenden Monaten die Gemeinde viele Dinge stemmen und bewältigen muss, die mit der Corona-Krise und deren Folgen zu tun haben. "Es geht um gutes Krisenmanagement", sagt er. Zudem will er sich bei Klimawandel und dem Dauerthema Grund- und Mittelschule engagieren. "Wir müssen den Bürgern irgendwann signalisieren, dass es auch wieder ein Leben außerhalb der Pandemie gibt", so Ott, der schnell eine Projektliste mit Zeitrahmen erstellen will. Wahlkampf haben die Kandidaten kaum mehr gemacht: "Wir müssen alle gut miteinander umgehen. Das ist wichtiger als alles andere", sagt auch Harfich.