Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl im Landkreis München:Auf Baierbrunn ist Verlass

In der Gemeinde ist die Wahlbeteiligung wieder besonders hoch

Von Iris Hilberth, Landkreis

Baierbrunn gilt seit jeher als Vorzeigegemeinde, was die Wahrnehmung des Wahlrechts betrifft. In dieser kleinen Kommune im Isartal liegt die Wahlbeteiligung traditionell besonders hoch, zuletzt hatte die Gemeinde bei den Bundestags und Europawahlen sogar deutschlandweit die höchste Quote. Auch diesmal stechen im Landkreis die 77,6 Prozent der Baierbrunner heraus, die ihr Votum für die Stichwahlen ihres Bürgermeisters und die des Landrats abgegeben haben.

Im gesamten Landkreis haben bei dieser erstmals ausschließlich als Briefwahl abgehaltenen Abstimmung 60,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuzchen gemacht. Das waren etwas mehr als im ersten Wahldurchgang 14 Tage zuvor, als 59,7 Prozent ihre Stimmen abgaben. Da waren die Wahllokale noch geöffnet, wenngleich bereits mehr Bürger als in Wahlen zuvor von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht hatten. Insgesamt war die Beteiligung im Landkreis München sehr hoch, an der Kommunalwahl 2014 beteiligten sich nur 54,1 Prozent.

Diese Entwicklung lässt sich durchweg bei den meisten Gemeinden und Städten im Landkreis feststellen. Lagen eine ganze Reihe von Kommunen bei der Wahl vor sechs Jahren noch unter der 50-Prozent-Marke, Unterschleißheim gar bei 41,2 und Neubiberg bei 43,1 Prozent, so hat diesmal überall deutlich mehr als die Hälfte der Berechtigten vor ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Auffallend waren im ersten Durchgang neben Baierbrunn (73,4) auch Pullach (68,1), Schäftlarn (68,8) sowie Grasbrunn (67,2). Auch in Straßlach-Dingharting wählten am 15. März 67,7 Prozent, obwohl hier mit Hans Sienerth nur ein Kandidat für das Bürgermeisteramt zur Wahl stand. Aber auch beim Schlusslicht von 2014, in Unterschleißheim, konnten die Kandidaten diesmal wesentlich mehr Leute an die Urnen oder zum Briefkasten bewegen: 56,7 Prozent im ersten Durchgang und sogar 63,7 Prozent bei der Stichwahl beteiligten sich in der Nordgemeinde. Auch in Unterhaching gelang die Mobilisierung der Wähler weitaus besser als in der Vergangenheit. 54,2 Prozent stimmten vor 14 Tagen ab, diesmal wollten sogar 60,1 Prozent bei der Entscheidung mitreden. Ähnlich war es in Haar, wo sich die Beteiligung von 54,2 Prozent auf 63,7 steigerte. Dort lagen die Kontrahenten vor der Stichwahl denkbar knapp beisammen.

Spitzenreiter in der Wahlbeteiligung bei den Stichwahlen waren neben Baierbrunn die traditionell an Wahlen stark interessierten Gemeinden Pullach mit 72,5 Prozent und Schäftlarn (74,2). Auch in Aying (71,5) und Gräfelfing (70,3) lag sie über 70 Prozent. Dass dort die Wahlbeteiligung nach oben schnellte, wo auf jeden Fall ein neuer Bürgermeister gewählt wurde, weil der alte nicht mehr antrat, kann man also nicht sagen. In Pullach wurde Susanna Tausendfreund (Grüne) wiedergewählt, in Schäftlarn und Aying gab es jeweils ein Duell zwischen zwei neuen Kandidaten und in Gräfelfing wurde Uta Wüst abgewählt. In Neubiberg, wo ebenfalls der alte Bürgermeister, Günther Heyland (Freie Wähler), nicht mehr antrat und zwei neue, Kilian Körner (Grüne) und Thomas Pardeller (CSU), am Ende noch im Rennen waren, lag die Wahlbeteiligung zwar höher als noch vor sechs Jahren, mit 56,2 im ersten und 56,4 im zweiten Durchgang aber unter dem Landkreisdurchschnitt.

Ob die gute Wahlbeteiligung nun an einem gesteigerten politischem Interesse oder gerade im zweiten Durchgang an der niedrigen Hürde für eine Teilnahme - ohne Gang zum Wahllokal oder Beantragung der Briefwahlunterlagen - lag, lässt sich nur mutmaßen. Auch in den Gemeinden, in denen in der Stichwahl nur noch der Landrat zu wählen war, lag die Beteiligung durchweg über 50 Prozent. Auffällig ist aber, dass dort das Interesse im ersten Durchgang, als auch Bürgermeister, Gemeinderat und Kreisrat gewählt wurden, durchweg größer war.

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SZ vom 31.03.2020
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