Kommunalwahl:Grüne stark, SPD schwach

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Nach der Auszählung stand fest: Die Grünen haben kräftig zugelegt. (Foto: CLAUS SCHUNK 01716)

Die Auszählung der Kommunalwahl zeigt, dass die Sozialdemokraten ihre Rolle als Nummer zwei im Kreistag und in vielen Gemeinden an die Ökopartei verlieren.

Von Christina Hertel und Martin Mühlfenzl, Landkreis

Die Sozialdemokraten im Landkreis haben bei der Kommunalwahl dramatische Verluste erlebt, die Grünen, aber auch die Freien Wähler sind klare Gewinner. Nach Auszählung von mehr als der Hälfte aller Stimmbezirke dürfte die SPD in den Kreistag nur noch mit halber Mannschaft als drittstärkste Kraft hinter den Grünen einziehen. Diese legen dagegen um fast acht Prozentpunkte zu und kommen auf etwa 24 Prozent. Stärkste Kraft im 70 Sitze umfassenden Kreistag bleibt die CSU, die Verluste von etwa fünf Prozentpunkten hinnehmen muss und auf etwa 37 Prozent kommt.

Der Einbruch der SPD spiegelt sich auch auf Stadt- und Gemeindeebene wider. In Ottobrunn etwa bricht die SPD von 23 Prozent vor sechs Jahren auf nur noch 12,4 Prozent ein. Auch in der einstigen Hochburg Haar büßt die Partei mehr als zehn Prozentpunkte ein und kommt nur noch auf 31,5 Prozent. In Haar muss Bürgermeisterin Gabriele Müller zudem um ihre Wiederwahl bangen, sie landete am Sonntag mit 42,2 Prozent sogar knapp hinter dem CSU-Bewerber Andreas Bukowski (42,4 Prozent).

"Mit einem blauen Auge davongekommen."

"Das sind teils dramatische Verluste", sagt SPD-Kreisvorsitzender Florian Schardt am Tag nach der Wahl. "Aber im Vergleich mit anderen Landkreisen sind wir sogar noch mit einem blauen Auge davongekommen." Von entscheidender Bedeutung sei, dass zahlreiche Bürgermeisterposten verteidigt werden konnten - "oder noch verteidigt werden". So blicke er mit "großem Optimismus" auf die Stichwahlen in Unterschleißheim, Garching und Unterhaching. Dort gehen die SPD-Bürgermeister Christoph Böck, Dietmar Gruchmann und Wolfgang Panzer als stimmenstärkste Bewerber und somit als Favoriten in die Stichwahlen. Halten konnten die Sozialdemokraten die Rathäuser in Ismaning, Grasbrunn und Neuried.

Ihren Anspruch, auch künftig eine wichtige Rolle in der Kreispolitik spielen zu wollen, machte am Sonntagabend die stellvertretende Landrätin und SPD-Landratskandidatin Annette Ganssmüller-Maluche deutlich. Trotz starker persönlicher Verluste wolle sie erneut stellvertretende Landrätin werden, sagte die Ismaningerin nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse im Landratsamt. Vor sechs Jahren war Ganssmüller-Maluche in der ersten Runde der Landratswahl noch auf 28,2 Prozent gekommen und in die Stichwahl gegen Christoph Göbel (CSU) eingezogen. An diesem Sonntag kam sie nur noch auf 14 Prozent.

Besonders heftig traf der Einbruch die Genossen in Aschheim, vor allem auch ihre Bürgermeisterkandidatin und Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Ingrid Lenz-Aktaş. Gerade einmal sieben Prozent holte sie in ihrer Heimatgemeinde und landete damit auf dem letzten Platz - hinter Eugen Stubenvoll von den Freien Wählern und Sabine Maier von den Grünen, zwei Kandidaten, die bislang gar keine Erfahrung in kommunalpolitischen Gremien haben. "Ich musste schon schlucken", gibt Lenz-Aktaş zu. Bis vor kurzem existierte in Aschheim noch nicht einmal ein Ortsverband der Grünen. Lenz-Aktaş hingegen sitzt seit 13 Jahren für die SPD im Gemeinderat, seit 30 Jahren im Kreistag und führt dort seit 2014 die Fraktion an. Sie wolle sich in den nächsten Tagen mit ihren Kollegen zusammensetzen und die Konsequenzen besprechen. Ob sie weitermacht, darauf wolle sie sich vorher nicht festlegen.

CSU-Kreisvorsitzender Hahn ist einigermaßen zufrieden

In Aschheim, glaubt Lenz-Aktaş, sei die SPD zu sehr als Anhängsel CSU wahrgenommen worden. "Das ist wahnsinnig bitter", sagt sie. Vor allem weil die SPD im Gemeinderat noch nie so viel habe umsetzen können. Künftig sitzen jedenfalls nur noch zwei statt fünf Sozialdemokraten im Aschheimer Gemeinderat. Eine Erklärung sieht Lenz-Aktaş darin, dass die SPD den Plänen für einen Schlachthof in Aschheim zugestimmt hatte.

Die Grünen haben am Sonntag zwar kein weiteres Rathaus hinzu gewonnen und ihre einzige amtierende Bürgermeisterin, Susanna Tausendfreund in Pullach, muss sogar in einer Stichwahl um ihre Wiederwahl kämpfen; aber die Partei ist nicht nur in Unterhaching, Schäftlarn und Neubiberg in die Stichwahl gekommen, sie ist auch in vielen Gemeinden zweitstärkste Kraft geworden, in Unterhaching sogar stärkste. Landratskandidat Christoph Nadler, der es mit 24,9 Prozent gegen Landrat Christoph Göbel (CSU) in die Stichwahl geschafft hat, ist hoch zufrieden: "Wir haben in allen Kommunen zulegen können."

Auch der CSU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn zeigt sich einigermaßen zufrieden mit den Ergebnissen seiner Partei. "Insgesamt gut" sei das Abschneiden, vor allem der "ordentliche Vorsprung" von Landrat Göbel gegenüber seinen Konkurrenten. Sechs Rathäuser habe die CSU auf Anhieb verteidigen können, in acht Kommunen gehe sie mit Bewerbern um die Bürgermeisterposten in die Stichwahlen. Die CSU habe ihre Position als stärkste Kraft im Landkreis klar verteidigt, so Hahn.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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