Kommunalwahl in Kirchheim:"Er nimmt das S im Namen der Partei ernst"

Kommunalwahl in Kirchheim: Neue Harmonie: Stefanie Jürgens von der CSU, Ewald Matejka und Stephan Keck von der SPD sowie Marianne Hausladen von der CSU (stehend von links) mit Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU).

Neue Harmonie: Stefanie Jürgens von der CSU, Ewald Matejka und Stephan Keck von der SPD sowie Marianne Hausladen von der CSU (stehend von links) mit Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU).

(Foto: Claus Schunk)

Die SPD rechtfertigt ihre Unterstützung für Bürgermeister Maximilian Böltl von der CSU mit dessen sozialer Politik. Ein Grund ist auch, dass die Sozialdemokraten keinen eigenen Kandidaten gefunden haben.

Von Christina Hertel, Kirchheim

"Wenn wir uns im Ort über den Weg liefen, haben wir die Straßenseite gewechselt", sagt SPD-Gemeinderat Stephan Keck. "Der Wahlkampf hat Verletzungen hinterlassen", sagt der Bürgermeister Maximilian Böltl von der CSU. Beide traten bei der Kommunalwahl 2014 in Kirchheim gegeneinander an und kämpften hart gegeneinander. Das Ergebnis war damals knapp: Böltl setzte sich erst in einer Stichwahl gegen Keck durch. Doch wenn nun im Frühling wieder Bürgermeisterwahl ist, wird sich dieser Kampf nicht wiederholen. Stephan Keck verzichtet nicht nur auf eine Kandidatur, er wird sogar für seinen einstigen Gegner werben. Wie kann das sein und wie kam es dazu?

Wenn man die beiden fragt, klingen die Antworten ähnlich. Sowohl Keck als auch Böltl sagen, dass sie für Kontinuität sorgen wollen - angesichts der vielen Aufgaben, die auf Kirchheim in den kommenden Jahren zukommen. 2024 findet die Landesgartenschau statt, bis dahin müssen ein neuer Park, ein Gymnasium, Rathaus und Wohnungen fertig sein. Ein Streit, wie er 2014 herrschte, könnte diesen Zeitplan verzögern, meinen beide. Es richtig - der Zeitplan ist straff.

Doch Fakt ist auch: Böltl hat sich etwa in der Mitte seiner Amtszeit verändert. Statt auf Konfrontation setzt er auf Kompromisse und stimmt, wenn er es für richtig hält, auch mal gegen Teile seiner eigenen CSU-Fraktion. Bei der Wahl im Frühjahr 2020 wird Böltl nicht einmal auf der Liste der CSU stehen, sondern als überparteilicher Kandidat antreten. Es gehe ihm um das Gemeinwohl, nicht um die Parteipolitik, sagte er. Das habe es für die SPD natürlich leichter gemacht, da sind sich Stephan Keck und sein Fraktionsvorsitzender Ewald Matejka einig.

Dass der Bürgermeister, der bereits als Jugendlicher in die Junge Union eingetreten ist und auch schon mal mit dem Ministerpräsidenten Markus Söder für Fotos posiert, nun nicht auf der CSU-Liste zu finden sein wird - das sei keine einfache Entscheidung gewesen, sagt die Kirchheimer Ortsvorsitzende Stefanie Jürgens. "Natürlich wäre er ein Zugpferd gewesen." Doch letztlich halte auch sie Böltls Entscheidung für richtig. "Nach der Wahl wird die Arbeit dadurch sicher leichter." Tatsächlich gab es nach der Kommunalwahl 2014 vor allem eines: viel Streit. Wo soll das Rathaus hin? Wo die Asylbewerberunterkunft? Es wurde debattiert und beraten - nur, um in beiden Fällen zu den ursprünglichen Ideen zurückzukehren.

"Natürlich haben wir lange hin- und her überlegt", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Ewald Matejka. "Aber das Leben ist eben ein Kompromiss." Nur um der Opposition willen gegen alles zu sein, sei aus seiner Sicht der falsche Ansatz. Die SPD konnte aus Matejkas Sicht ihr Wahlprogramm von 2014 fast vollständig umsetzen - auch wenn der Bürgermeister Böltl hieß und ein CSU-Parteibuch hat: In der neuen Ortsmitte gibt es nun mehr Geschosswohnungsbau als ursprünglich vorgesehen, fast ein Drittel des Wohnraums kann vergünstigt gemietet oder gekauft werden. Auch ein Konzept für die Sozialgerechte Bodennutzung verabschiedete der Gemeinderat. Investoren müssen sich in Kirchheim seitdem an den Folgekosten, die ihre Bebauung auslöst, beteiligen und etwa Schulen und Kindergärten mitbezahlen. So wolle die SPD weitermachen, sagt Matejka.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Nachdem Stephan Keck klar gemacht hatte, dass er nicht noch einmal kandidieren wolle, fehlte der SPD auch ein geeigneter Kandidat. Der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Etterer zog vor kurzem aus Kirchheim weg. Eine Zeit lang habe der Ortsverband noch an eine Kandidatin gedacht, die nicht aus der Gemeinde kommt, doch letztlich diese Idee wieder verworfen. Gar keine Wahlempfehlung für einen Bürgermeisterkandidaten auszusprechen, wäre nicht in Frage gekommen, sagt Matejka. Und tatsächlich sei Böltl - anders als manche seiner Parteikollegen im Gemeinderat - sozial eingestellt: "Er nimmt das S im Namen der Partei ernst."

Dass Keck, der vor kurzem zum zweiten Mal Großvater wurde, nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung steht, hat wohl auch damit zu tun, dass er in den nächsten Jahren eine Aufgabe ausführt, die ihn erfüllt: Als gelernter Landschaftsgärtner übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrats der Landesgartenschau, die 2024 in der Gemeinde stattfindet. Normalerweise übt dieses Amt der Bürgermeister aus, doch Böltl verzichtete.

Nicht nachvollziehen kann die Entscheidung der SPD Gemeinderat Rüdiger Zwarg von den Grünen. Für ihn steht fest, dass die Wahl nicht ohne einen Gegenkandidaten stattfinden kann. Doch wer das sein wird und ob sich die Grünen dafür mit anderen Gruppierungen aus dem Gemeinderat zusammenschließen könnten, sei noch unklar.

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