Kommunalwahl:Ein Ständchen für Söder

Der Unterschleißheimer CSU-Bürgermeisterkandidat Stefan Krimmer bedankt sich beim "Heimatabend" seiner Partei singend für die Unterstützung des Ministerpräsidenten im Wahlkampf

Von Martin Mühlfenzl, Unterschleißheim

Mit beiden Händen hält sich Stefan Krimmer am Redepult fest, der Trachtenjanker sitzt, er blickt in den Saal, scheint den kurzen Moment der Stille zu genießen. Dann erfüllt bayerische Blasmusik den Festsaal des Bürgerhauses, Krimmer atmet tief ein - und setzt an. Es ist eine starke Stimme, die der Bürgermeisterkandidat der CSU erdröhnen lässt, ein Solo, das dem Ehrengast dieses Abends gebührt und mit einem lautstarken "Falleri, fallera" endet.

Und der soeben Besungene weiß sich auf seine Art zu bedanken. Er werde ja oft musikalisch begrüßt, sagt Ministerpräsident Markus Söder, aber das sei schon bemerkenswert gewesen. "Aber naja...", setzt Söder noch an, muss aber nicht weiterreden. Die Zuhörer im bis auf den letzten Platz besetzten Saal wissen, worauf er hinaus will. Und Stefan Krimmer lacht herzlich - ob seiner bayerisch, standfesten Statur, die ihm auch eine gewisse Präsenz verschafft, weiß er, dass er sich beim Solo eben nicht am Pult festkrallen müsste.

Kommunalwahl: Im Unterschleißheimer Bürgerhaus ist Heimatabend angesagt - mit allem drum und dran.

Im Unterschleißheimer Bürgerhaus ist Heimatabend angesagt - mit allem drum und dran.

(Foto: Fotos: Robert Haas)

Und Krimmer will und braucht diese Präsenz. An diesem Dienstagabend beim "Heimatabend" der Unterschleißheimer CSU - und vor allem in den kommenden knapp sechs Wochen. Denn es ist vor allem Wahlkampf, und Krimmer will Unterschleißheims SPD-Bürgermeister Christoph Böck vom Sockel stoßen und ins Rathaus einziehen.

Die Kulisse, die sich allen Besuchern beim Heimatabend bietet, ist beeindruckend. Zahlreiche Interessierte können angesichts des Andrangs nicht mehr in den Saal gelassen werden. Im Festsaal hängt bereits die Faschingsdekoration, bunte Girlanden baumeln von den Technikstreben, an den Wänden kleben überdimensionierte, grüne Masken. Gewissermaßen als zweiter Gruß an den Ministerpräsidenten, der ja als ausgewiesener Faschingsnarr gilt und in Veitshöchheim schon mal als Shrek oder Punk Aufsehen erregt hat. Mittlerweile aber, stellt Söder in Unterschleißheim klar, gehe er nur noch "im Ministerpräsidenten-Kostüm". Da geht ein enttäuschtes Raunen durch den Saal.

Bevor der Ministerpräsident den Landkreis München lobpreisen darf, was er auch ausführlich tun wird, richtet sich Landrat Christoph Göbel in seinem Grußwort an Söder, mit einigen Forderungen. Denn gerade hier im nördlichen Landkreis erlebten die Menschen jeden Tag "wie alles erstickt", sagt Göbel, und die Menschen hätten das Gefühl, "sie tragen die Last, obwohl sie maßgeblich zum Erfolg beitragen." Fachkräftemangel, Wohnungsbedarf, stark steigende Preise, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs - all diese Probleme müssten dringend gelöst werden, und da brauche es auch den Freistaat.

Kommunalwahl: Der Unterschleißheimer Bürgermeisterkandidat hat Söder mit einem Solo bedacht.

Der Unterschleißheimer Bürgermeisterkandidat hat Söder mit einem Solo bedacht.

(Foto: Robert Haas)

Dennoch sei der Landkreis "der schönste aller Landkreise", sagt Göbel - und das freut die Besucher im Saal, viele davon in Tracht, denn der Heimatabend steht ja unter dem Motto "Die Unterschleißheimer Vereine". Stefan Krimmer schafft es in seinem Grußwort kaum, alle aufzuzählen, von den Siebenbürger Sachsen, über das Bayerische Rote Kreuz, den Faschingsverein oder die Schützengilde.

Der Landrat lobt ebenfalls die Vielfalt und den Einsatz der Ehrenamtlichen, die den Landkreis so lebenswert machten, auch mit seinen ländlichen und urbanen Strukturen, der Mischung aus Hightech-Standort und bayerischer Kultur. Anders ausgedrückt: "Wir sind in gewisser Weise wie München - nur besser", sagt Christoph Göbel.

Das Image pflegt die CSU seit Edmund Stoiber und der Laptop-und-Lederhose-Analyse. Söder sagt: "Hightech und Heimat - beides geht zusammen." Jeder in der Welt schwärme etwa vom bayerischen Bier: "Von Putin bis zum Papst, da gibt es eine große Bandbreite. Und einen besseren Botschafter gibt es nicht." Darauf stoßen sie an in Unterschleißheim. Und auch der Landkreis muss gestreichelt werden, diese Region, in der die Menschen stolz auf sich sein können, erwirtschaften sie doch 45 Prozent der bayerischen Steuerleistung: "Das ist ein Erfolg."

Kommunalwahl: "So ein riesiges Timbre hat Stefan Krimmer", wird sich Ministerpräsident Markus Söder gedacht haben.

"So ein riesiges Timbre hat Stefan Krimmer", wird sich Ministerpräsident Markus Söder gedacht haben.

(Foto: Robert Haas)

Was folgt, sind die standesgemäßen Bekenntnisse eines Ministerpräsidenten: für das Ehrenamt, die Blaulicht-Organisationen, gegen jede Form von Antisemitismus, für die Familie - "Mein Leben wäre ohne Kinder sehr viel ärmer" -, zur Forschung, natürlich zur Luft- und Raumfahrt. Und auch zum Klimaschutz. Nur das mit der "Umweltsau", dem Lied des WDR-Kinderchors, das der Sender nach harscher Kritik wieder zurückzog, habe ihm nicht gepasst, sagt Söder. "Ich liebe Omas und Opas", sagt der Ministerpräsident. Kritik sei erlaubt, aber man müsse sich nicht immer beleidigen. In Unterschleißheim sitzt das Ministerpräsidenten-Kostüm des ehemaligen Heimatministers.

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