Kommunalwahl:Ein Musketier fürs Rathaus

Kommunalwahl: Andreas Bukowski möchte in Haar "das Feuer entfachen", wie an dem Abend gesungen wurde.

Andreas Bukowski möchte in Haar "das Feuer entfachen", wie an dem Abend gesungen wurde.

(Foto: Claus Schunk)

CSU in Haar gestaltet symbolträchtigen Abend, um ihren Bürgermeisterkandidaten Andreas Bukowski zu küren

Von Bernhard Lohr, Haar

Einer für alle, alle für einen: Dieser bekannte Spruch der drei Musketiere, die für ihre Königin und für Frankreich gemeinsam die größten Gefahren durchgestanden haben, soll der Haarer CSU helfen, nach Jahrzehnten das Rathaus zu erobern. Die versammelten Mitglieder hatten am Freitagabend im voll besetzten, kleinen Bürgersaal gerade einstimmig Andreas Bukowski, 40, zu ihrem Bürgermeisterkandidaten gekürt und dieser hatte kurz sich und sein Programm vorgestellt, als sich dann noch alle an den Händen fassten und sich zu einem Musketier-Rock-Song der Gruppe "D'Artagnan" auf die anstehende Aufgabe einstimmten.

Tatsächlich glich der Abend einer nahezu perfekten Inszenierung, zu der die Liedzeile "Komm und reich mir die Hand, denn es wurde ein Feuer entbrannt" am Ende den passenden Höhepunkt oder Abschluss bildete. Der Saal war tatsächlich bis auf den letzten Platz mit etwa 100 Personen gefüllt, wovon 58 wahlberechtigte CSU-Mitglieder waren. Der immer umtriebige CSU-Geschäftsführer Alois Rath war zwischen den Stuhlreihen unterwegs und suchte noch Sitzgelegenheiten für die Besucher, die alle den politischen Quereinsteiger erleben wollten, der gegen die amtierende Bürgermeisterin Gabriele Müller das Rathaus erobern soll. Als bekannt gegeben wurde, dass Bukowski alle Stimmen der Wahlberechtigten erhalten hatte, erhoben sich die Besucher der Versammlung, spendeten stehend Ovationen. Die Botschaft, die sie alle offenkundig aussenden wollten. Hier ist eine Welle, die Bukowski ins Rathaus trägt.

Noch bevor der Kandidat sich geäußert hatte, konnte das Publikum Erwartungen äußern: Man forderte mehr Bürgerbeteiligung, einen Bürgermeister, der auf Menschen zugehe und Verständnis für wirtschaftliche Belange habe. Vor allem gab es Unmut darüber, dass der Gemeinde eine Steuerrückzahlung in Höhe von 4,8 Millionen Euro ins Haus steht, weil vor Jahren bereits Panasonic Haar verlassen hat.

Bukowski selbst, der erst 2015 nach Haar gezogen ist und bald darauf von Geschäftsführer Rath für die CSU gewonnen werden konnte, bezeichnete es als sein lokalpolitisches "Erweckungserlebnis", als er bei der Bürgerversammlung zur Rahmenplanung für die B 304 Süd gemerkt habe, dass sich viele Bürger überrumpelt gefühlt hätten, weil Planungsziele für Grundstücke über die Köpfe der Eigentümer hinweg ausgegeben worden seien. "Das hat mir nicht so gut gefallen." Bukowski, der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie studiert hat und als Marketingexperte und Geschäftsführer für Deutschland in einem Kosmetikunternehmen tätig ist, strich seine Wirtschaftskompetenz heraus. Die Herausforderungen in einem Bürgermeisteramt seien denen eines Managers ähnlich, sagte er. Haar brauche mehr Investitionen in günstigen, kommunalen Wohnraum, und es müsse ein auf Haar zugeschnittenes Standortmarketing betrieben werden, um Gewerbe zu holen. Der Zuzug führe zu "unschönen Folgen, die wir hier nicht haben wollen". Bukowski warnte vor maximaler Bodenausnutzung bei steigenden Immobilienpreisen. Auf Müller gemünzt, sagte er, die Haarer wollten kein "mütterliches Oberhaupt", das meine zu wissen, was gut für sie sei.

Das Bild der Inthronisation störte Bukowski am Ende nur selbst ein bisschen, als er als bekannt eloquenter Redner bei der Vorstellung seiner politischen Agenda den Faden verlor und ein Manuskript aus der Tasche holen musste. So etwas, sagte er, passiere ihm sonst nicht. Es sei ein bewegender Abend.

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