Süddeutsche Zeitung

Öffentliche Bauvorhaben:Stadt will an der Qualität sparen

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Beim kommunen Wohnprojekt an der Kiebitzstraße in Unterschleißheim laufen die Kosten davon, jetzt wird über Abstriche diskutiert.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Auch das finanziell potente Unterschleißheim kommt durch die vielen Krisen unter Druck. Das kann man vielleicht auch bald sehen. Denn im Rathaus wird fieberhaft darüber nachgedacht, wie erhebliche Mehrkosten beim kommunalen Wohnbauprojekt an der Ecke Südliche Ingolstädter Straße und Kiebitzstraße aufgefangen werden können. Im Raum stehen Abstriche bei der Gestaltung und bei der ökologischen Qualität. Statt Schiebefensterläden, die ein zentrales gestalterisches Element an dem Gebäude sind, könnte es Kunststoff-Rollläden geben. Und statt Fenster aus Holz und Alu auch Kunststofffenster. Doch Grüne und SPD zögern.

Die Stadt Unterschleißheim kann sich normalerweise Qualität bei eigenen Bauvorhaben leisten. So haben sich hohe Standards beim Bauen eingespielt, bei denen man auf Gestaltung, Nachhaltigkeit und etwa die Möglichkeit achtet, verwendete Baustoffe später gut recyceln zu können. Kunststoff ist da eher verpönt. Bei Fenstern setzt man seit Längerem auf Holz und gut wiederverwertbares Aluminium. Doch nun verlangt bei dem Vorhaben an der Kiebitzstraße, wo 13 Wohnungen mit Hilfe des Kommunalwohnbauförderprogramms des Freistaats entstehen, der günstigste Anbieter schon 2,2 Millionen Euro nur für die Baumeisterarbeiten. Das sind Mehrkosten von 616 000 Euro. Der Puffer für das sechs Millionen Euro teure Gesamtprojekt in Höhe von 500 000 Euro wäre damit aufgebraucht.

Die CSU im Stadtrat setzt voll auf die Kostenbremse. Fraktionschef Stefan Krimmer sagte zu den Einsparvorschlägen der Verwaltung, man würde sie "allesamt unterstützen". "Wir werden noch ganz andere Einsparpotenziale heben müssen." SPD-Fraktionschef Thomas Breitenstein bemängelte, dass die Vorschläge zu Fensterläden und Fenstern die Architektur beeinträchtigten. Das werde eine "langweilige Fassade". Auch ökologisch sei das relevant. Die Stadt habe Vorbildfunktion. Das Einsparpotenzial sei überschaubar, sagte Breitenstein und fragte, was es für die Zukunft des ökologischen Bauens bedeute, wenn die Stadt jetzt schon einknicke. Ohne Zuschüsse abzuziehen, geht es um 77 000 Euro.

Nun soll im Bauausschuss des Stadtrats im Oktober noch einmal verhandelt werden. Dann will man auch mit dem Architekten reden. Die Arbeiten auf der Baustelle sollen diesen Herbst beginnen.

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