Kommunaler Wohnungsbau:Ein Haus für die Ewigkeit

Kommunaler Wohnungsbau: Plattenfest statt Spatenstich: Bürgermeisterin Ursula Mayer (vorne links) neben dem Gemeinderat und Architekten des Gemeindehauses Hans Loidl.

Plattenfest statt Spatenstich: Bürgermeisterin Ursula Mayer (vorne links) neben dem Gemeinderat und Architekten des Gemeindehauses Hans Loidl.

(Foto: Claus Schunk)

Weil der Boden darunter noch mit Schadstoffen belastet sein könnte, wird der Neubau mit 14 Wohneinheiten in Höhenkirchen-Siegertsbrunn nicht unterkellert, sondern auf massiven Betonplatten errichtet

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Das erste Mal seit den Neunzigerjahren baut die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn wieder günstige Wohnungen. Und das Werk schreitet voran. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) berichtete kürzlich bei einer feierlichen Zusammenkunft auf der Baustelle von guten Fortschritten beim Bau der 14 Wohnungen an der Sportplatzstraße und beim Umbau der Straßen in dem Bereich. Im Oktober soll der Verkehr rollen, und im Herbst 2020 sollen die zwei Dreizimmer- sowie die sechs Zweizimmer- und Einzimmer-Wohnungen bezugsfertig sein.

Fast wäre das Ereignis im Alltagsgeschäft in der Gemeinde untergegangen. Denn auf den obligatorischen symbolischen Spatenstich für das Wohngebäude, das die neu gegründete Kommunale Wohnungsbaugesellschaft errichtet, hat man verzichtet. Es hätte auch nicht unbedingt schöne Bilder gegeben, denn der Start auf dem Grundstück, auf dem sich zuvor eine Kleingartenanlage befand und davor eine Kiesgrube, war schwierig. 3000 Kubikmeter Erdreich wurden ausgehoben. Es wurden Proben genommen und am Ende 800 Kubikmeter auf eine Sondermülldeponie gebracht.

Mayer bezeichnete den Baustellentermin wegen all der Aufräumarbeiten auf dem Areal, die auch wegen der Gartenhäuschen notwendig waren, kurzerhand als "Plattenfest". Auf der betonierten Bodenplatte wachsen die Mauern des zweigeschossig geplanten Gebäudes schon in die Höhe. Mayer erinnerte daran, wie es gelungen sei, für die Kleingärten auf dem Areal der Brennerei eine neue Bleibe zu finden. Sie sprach über die Besonderheiten des Baus, der wegen der prekären Bodenverhältnisse ohne Keller errichtet wird, aber dafür auf 185 Bohrpfählen, die bis in fünf Meter Tiefe getrieben worden seien, sicher ruhe und zog einen Vergleich zum auf Pfählen erbauten Venedig. Angesichts des verbauten Betons und Stahls sei aber klar: "Dieses Haus wird nicht verschwinden."

Erst kürzlich hatte es im Gemeinderat wegen der 109 000 Euro teuren Entsorgung von kontaminiertem Erdreich noch einmal eine Diskussion über den Standort für das Wohngebäude und das Finanzgebaren im Rathaus gegeben. Den Anlass bot, dass vorab Geld dafür eingeplant worden war. Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger) stellte deshalb die Frage, ob man sich etwa des Problems nicht bewusst gewesen sei. Die Gemeinde habe eine "Sorgfaltspflicht" gegenüber den Menschen, die in die günstigen Wohnungen einziehen sollten. Dass das Areal belastet sei, sei schon auf Luftaufnahmen zu erkennen. Er habe den Eindruck, man sei da leichtfertig reingestolpert.

Bußjäger ist allerdings als Gemeinderat erst nachgerückt, nachdem dort schon mehrmals über die Besonderheiten des Baugrunds diskutiert worden war. Sowohl Hans Loidl als auch Peter Guggenberger (beide CSU) sicherten ihm zu, dass man alles beachtet und im Griff habe. Loidl sagte, das Erdreich sei genau untersucht worden, alles sei im grünen Bereich. Guggenberger erklärte, die Kosten habe man vorab nicht abschätzen können. Sie hingen ja letztlich vom zu entsorgenden Material ab, und dessen Menge habe sich erst ergeben. Beim "Plattenfest" sagte Mayer, es sei alles sorgfältig "dekontaminiert" worden. Jeder habe gewusst, "auf was man sich einlässt".

Die Straßenarbeiten, die 1,2 Millionen Euro kosten, sollen die Anbindung der Wohnanlage und des östlich angrenzenden Gewerbeareals an die Münchner Straße ertüchtigen, um später auch einmal eine Durchfahrt zur Ottobrunner Straße zu schaffen. Auf etwa drei Millionen Euro wurde das Grundstück taxiert. 3,4 Millionen Euro fließen in das Wohnbauprojekt, wofür die Gemeinde Zuschüsse aus dem Kommunalen Wohnbauförderprogramm des Freistaats erhält. 30 Prozent Zuschuss sind da üblich, und dazu zinsgünstige Darlehen.

Einziehen sollen in die begehrten, weil günstigen Wohnungen dringend benötigte Erzieher, Pflegekräfte und auch Gemeinde-Bedienstete. Im September, kündigte Mayer an, werde der Gemeinderat über Vergaberichtlinien diskutieren.

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