Als Christoph Göbel vorige Woche vor "Anarchie" warnte, da fanden manche, der Landrat habe übertrieben. Wenige Tage danach steht fest: Er hat es - leider - nicht. Während es vorige Woche allein die Stadt München und der Nachbarlandkreis Ebersberg waren, die sich trotz hoher Infektionszahlen und gegen einschlägige Expertenmeinungen über das vom Freistaat ausgesprochene Maskengebot an Grundschulen hinwegsetzten, gerät diese Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie nun bayernweit ins Wanken. Landauf, landab sind immer mehr Bürgermeister und Landräte geneigt, dem Druck von Eltern nachzugeben, die in der Maskenpflicht für Grundschüler eine unnötige Gängelung ihre Kinder sehen.
Für Landräte wie Göbel und Bürgermeister wie Gruchmann und Greulich wird es angesichts dessen immer schwieriger, Eltern von der Notwendigkeit einer Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht zu überzeugen. Gerade auch, wenn selbst Schulleiter, wie vorige Woche in Grasbrunn geschehen, in Elternbriefen die von Corona-Leugnern vertretene Meinung verbreiten, Masken nützten ohnehin nichts. Vielen Dank auch! Solche Querschüsse tragen nicht dazu bei, dass einheitliche Regeln beachtet werden. Dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern im Frühjahr vergleichsweise glimpflich durch die erste Welle der Pandemie gekommen ist, liegt ja auch daran, dass es breiten Konsens über die Maßnahmen und verbreitete Disziplin bei deren Befolgung gab.
Wenn jetzt aber immer mehr Verantwortungsträger wie Münchens Oberbürgermeister und Ebersbergs Landrat ausscheren, wird dieser Erfolg gefährdet. Wollen Söder und die Staatsregierung nicht als zahnlose Tiger dastehen, müssen sie über die ihnen unterstellten Bezirksregierungen gegen diese Eigenmächtigkeiten einschreiten und die Kommunen zur Räson bringen. Masken mögen eine Zumutung sein, aber sie sind im Vergleich zu den Folgen einer Ansteckung zumutbar.