Kommentar:Weg mit den Gebühren

Der Staat ist in der Pflicht, wenn es darum geht, Eltern zu ermöglichen Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen

Von Gudrun Passarge

Hurra, die Kindergartengebühren werden abgeschafft. Wenigstens in einigen Städten und Gemeinden. Das ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, wenn auch nur der erste. Denn was ist mit Krippen- und Hortplätzen? Warum müssen die Eltern da zahlen? In Ballungsräumen ist es an der Tagesordnung, dass Mütter und Väter arbeiten gehen, auch, weil sie das Geld brauchen, um die hohen Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Aber auch, weil Mütter heute oft gut ausgebildet sind und weil sie es als Teil ihrer Lebensplanung ansehen, sich beruflich zu engagieren.

Doch ganz gleich wie die Gründe sind, es ist die Pflicht des Staates, den Menschen zu ermöglichen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. In einem so wohlhabenden Land dürfte es gar keine langen Überlegungen geben. Freie Plätze für alle Kinder, bezahlt vom Bund. Die Realität schaut jedoch anders aus, da müssen Kommunen das Feld beackern, und stecken zusätzlich zu Zuschüssen von Land und Bund viel Geld in die Betreuung. Misslich wird es, wenn finanzschwache Kommunen in Zukunft von den Eltern weiter einen Obolus verlangen und finanziell gut ausgestattete die Kinderbetreuung frei stellen, das dürfte eine unerwünschte Konkurrenz um den Zuzug junger Familien zur Folge haben.

Eine Gefahr ist auch, dass kostenlose Plätze Eltern dazu verleiten, ein oder zwei Stunden mehr Betreuungszeit zu buchen, als sie eigentlich bräuchten. Für die Gemeinden hätte das indes zur Folge, dass sie mehr Personal einstellen müssten. Trotzdem ist die Gebührenfreiheit der Kindergartenplätze ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wenn die Garchinger jetzt prüfen, ob sie von den Eltern den Differenzbetrag erheben, der über den 100 Euro liegt, mit denen der Freistaat die Kindergartenplätze bezuschusst, dann geht es da um Summen, die zwischen fünf und 55 Euro liegen. Die Stadt könnte das Geld der Eltern verwenden, um mehr Personal einzustellen und die Kindertagesstätten besser auszustatten. Ein bestechender Gedanke, dennoch: Kinderbetreuung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Der Staat muss handeln und die Angebote verbessern. Das wäre sinnvoll investiertes Steuergeld. Die Kommunen müssten dann keine Verrenkungen mehr machen. Aber so lange das nicht der Fall ist, wäre es das richtige Signal, die Gebühren im Ballungsraum München wenigstens in den Kindergärten ganz abzuschaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: