Kommentar:Von oben im Stich gelassen

Klare Vorgaben für Quarantäne-Maßnahmen an Schulen? Fehlanzeige! Die Staatsregierung duckt sich wieder mal weg

Von Martin Mühlfenzl

Am Dienstag ist der Ferienspaß vorbei und für tausende Schülerinnen und Schüler im Landkreis beginnt wieder der Ernst des Lebens. Und die Lage ist ernst, denn die Infektionszahlen gehen erneut steil nach oben - und das Virus grassiert unter Kindern und Jugendlichen. Inmitten dieser angespannten Situation lässt die Staatsregierung die nötige Handlungsbereitschaft vermissen, zeigt kein Verantwortungsgefühl und lässt die kommunale Ebene im Stich - zum wiederholten Male.

Die Gesundheitsämter sollen künftig also entscheiden, welche Schüler bei einem Corona-Fall in einer Klasse oder Gruppe in der Schule als "enge Kontaktperson" gelten sollen und folglich auch in Quarantäne müssen. Nur wie diese Kontaktpersonen identifiziert werden sollen, lassen CSU und Freie Wähler, Herren sowohl über das Kultus- als auch über das Gesundheitsministerium, vollkommen offen. Nur so viel verrät Kultusminister Michael Piazolo von den Freien: Die Gesundheitsämter würden mit "Augenmaß und Sachverstand" Einzelfallentscheidungen vor Ort treffen - ganz so, als würden deren Mitarbeiter im Klassenzimmer, der Sporthalle, dem Pausenhof oder dem Kunstraum permanent überprüfen, wer denn da einer potenziellen Schniefnase oder einem Huster zu nahe gekommen ist. Und nur nebenbei, mit dieser Bemerkung agiert Piazolo so, als würden die Mitarbeiter der Gesundheitsämter ihre Entscheidungen sonst nach Gutdünken und ohne allzu großes Abwägen fällen - etwas mehr Fingerspitzengefühl und Augenmaß stünde dem Minister gut an.

So ist für die Verantwortlichen nicht ersichtlich, wann den nun aus einem Schüler eine Kontaktperson wird. Wie sie auf dieser Grundlage fachlich fundierte und für alle Beteiligten nachvollziehbare Entscheidungen fällen sollen, erschließt sich nicht. Die bisherige Regelung, ganze Klassen oder Gruppen in Isolation zu schicken, war hart, ihren Sinn und Zweck aber hat sie nicht verfehlt. Vielleicht hätte die Staatsregierung dabei bleiben sollen - verknüpft mit der sinnvollen Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage.

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