Kommentar:Überzeugen statt übergehen

Soll Naturschutz gelingen, müssen Behörden, Landwirte und Umweltschützer zusammen statt gegeneinander arbeiten

Von Irmengard Gnau

Naturschutz geht uns alle an. Die Frage, wie wir unsere Wiesen, Wasserläufe und Wälder erhalten können angesichts von konkurrierenden Nutzungsinteressen wie Wohnungsbau, Verkehr und Wirtschaft, ist Gott sei Dank längst nicht mehr allein Sache von Strickpullover-bewehrten Ökos, die von Landwirten abschätzig als Städter betrachtet werden, welche keine Ahnung haben von den Realitäten auf dem Acker und der Sorge um die Erträge. Denn die Erkenntnis, dass wir nicht unbedarft mit unseren natürlichen Ressourcen umgehen können, bedarf der breiten gesellschaftlichen Unterstützung.

Die Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Viele Landwirte, gerade in traditionell kleinteilig strukturierten Regionen wie dem Landkreis, sind durch ihre Arbeit aktive Naturschützer, sie schaffen wertvolle Lebensräume. Sie von vornherein als Gegner des Naturschutzes zu brandmarken, wäre deshalb unfair. Dennoch ergeben sich aus dem Wunsch nach einer möglichst uneingeschränkten Bebauung von Ackerland und dem - notwendigen - Erhalt naturbelassener Zonen naturgemäß Interessenskonflikte. Um diese aufzulösen, braucht es von beiden Seiten Anstrengungen - und Offenheit.

Die Behörden müssen sich die Zeit nehmen, mit Grundstücksbesitzern und Landwirten die Gebiete zu begehen, und deren Sorgen ernst nehmen. Ein gefühltes Aufzwingen von Schutzmaßnahmen kann nicht gelingen, die Zuständigen müssen mit ihren - guten - Argumenten überzeugen. Auf der anderen Seite dürfen sich Grundbesitzer und Kommunen der Idee des Umweltschutzes nicht verschließen, auch im eigenen Interesse an einer nachhaltigen Landwirtschaft.

All das kostet Zeit, Energie und an vielen Stellen auch Geld, wenn es etwa um steuerliche Ausgleichszahlungen geht. Aber das muss es uns wert sein.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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