Kommentar:Träumt weiter

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Statt eine Magnetschwebebahn am Flughafen zu planen und Machbarkeitsstudien zu organisieren, sollte das Geld lieber in bestehenden Nahverkehr fließen, der dringend ertüchtigt werden muss

Von Martin Mühlfenzl

Komfortabler geht es kaum. Am Bahnhof in Ottobrunn einsteigen, nur wenige Minuten bei Tempo 150 geräuschlos dahingleiten, über die verstopften Autobahnen A 8 und A 995 hinweg, und in Pullach entspannt aus der Magnetschwebebahn aussteigen. Klingt wie eine schwer realisierbare Vision - und das ist es auch. Dass der Landkreis München untersuchen lässt, ob die Magnetschwebetechnik dazu taugt, die überlastete verkehrliche Infrastruktur, zu entlasten, hat für Technik-Freaks sicher einen gewissen Charme. Das Ergebnis aber dürfte schon jetzt feststehen.

Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer träumt von der Magnetschwebebahn und will ebenfalls eruieren lassen, ob sie das Potenzial hat, den Nahverkehr besser, schneller, attraktiver zu machen. Scheuer aber wäre nicht Scheuer, würde er mit seinen Plänen nicht vor allem eines bezwecken wollen: In einem besseren Licht dazustehen als in der leidigen Maut-Posse. Eine Magnetschwebebahn auf dem Münchner Flughafen aber ergibt letztlich so wenig Sinn wie eine Verbindung vom Hauptbahnhof zum Flughafen, die vor zwölf Jahren zu recht beerdigt worden ist. Denn der Landkreis, dieser Motor der bayerischen Wirtschaft, hätte rein gar nichts davon, wenn eine Magnetschwebebahn an den wachsenden Nordkommunen wie Unterschleißheim, Ismaning und Garching vorbei rauscht, ohne dort auch nur einmal zu halten.

Der Bundesverkehrsminister und mit ihm die CSU-geführte Staatsregierung sollten sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren und die bestehende Infrastruktur den Erfordernissen der Gegenwart und Zukunft anpassen. Das Geld, das in dieser reichen Region erwirtschaftet wird, muss auch hier so schnell wie möglich in den Ausbau des S-Bahnnetzes, neue U-Bahnen und Straßenbahnen investiert werden. Das würde übrigens Andreas Scheuer in einem sehr guten Lichte dastehen lassen. Endlich einmal.

© SZ vom 28.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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