Kommentar:Paradebeispiel eines PR-Desasters

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Das Pullacher Unternehmen United Initiators hat zu spät begonnen, bei seinem Bauvorhaben die Bevölkerung mitzunehmen. Die läuft nun teilweise Sturm gegen die Pläne

Von Michael Morosow

Es ist verständlich, wenn ein Unternehmen aus wirtschaftlichen und logistischen Gründen seinen Betrieb erweitern will. Nun aber stellt United Initiators gefährliche Stoffe her und erinnert sich die Bevölkerung an teils verheerende Unglücke in den Produktionsstätten und auf dem Betriebsgelände mit Toten und Verletzten. Dass Teile der Bevölkerung im gesamten Isartal nun Sturm laufen gegen das Vorhaben, ihre berechtigten wie unberechtigten Zweifel dagegen vorbringen und das ganze Projekt möglicherweise verzögern, das hat sich die Unternehmensführung freilich selbst zuzuschreiben.

Die Öffentlichkeitsarbeit von United Initiators bis zum heutigen Tage ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Man soll vor allem die Öffentlichkeit nicht viel zu spät ins Boot holen. Das genau hat das Unternehmen getan, vielleicht weil es glaubte, das dickste Brett sei gebohrt, wenn es bei Ämtern und Behörden sowie in Gemeinderäten punkten könne. Ein fataler Fehler.

Und mit einer fragwürdigen Online-Präsentation ihrer Pläne im Dezember zusammen mit Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und Bauamtsleiter Jürgen Weiß hat sich United Initiators obendrein einen Bärendienst erwiesen. Es war mehr eine Showveranstaltung, bei der, so schien es wenigstens, die Moderatorin nur wohlfällig Fragen stellen sollte. Statt Zweifel auszuräumen, wurden damit Ängste insbesondere der Nachbarn des Chemiewerks zusätzlich befeuert.

In einer unbequemen Situation befindet sich die Gemeinde selbst. Sicher hat sie die Anträge gewissenhaft geprüft und das Unternehmen in regelmäßigem Austausch zu der ein oder anderen Änderung oder Streichung angeregt oder gezwungen. Aber es ist nicht wegzudiskutieren, dass sie von dem Chemie-Konzern schon Zuckerl angenommen hat, etwa einen Platz auf Firmengrund für Wertstoffhof und Tafel. Und das Unternehmen hat sich auch in die Wohnungsbaugesellschaft der Gemeinde eingekauft. Alles lauter, aber dadurch bietet die Gemeinde den Kritikern die Möglichkeit, ihre Unabhängigkeit in Zweifel zu ziehen.

© SZ vom 19.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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