Kommentar:Mitglieder als Machtfaktor

Kommentar: Der Wahlkampf wird hart. Natascha Kohnen von der SPD wird sich mit den Kollegen von CSU und Grünen gegen die AfD stellen müssen.

Der Wahlkampf wird hart. Natascha Kohnen von der SPD wird sich mit den Kollegen von CSU und Grünen gegen die AfD stellen müssen.

(Foto: Claus Schunk)

Die etablierten Parteien müssen trotz aller Differenzen gemeinsame Sache gegen die AfD machen. Nur so ist den Rechtspopulisten beizukommen

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Natürlich ist die Mitgliederzahl ein Faktor, um die Größe und Bedeutung einer Partei zu beschreiben. Die CSU im Landkreis mit mehr als 3000 Anhängern ist ein absoluter Machtfaktor innerhalb der Landespartei, die SPD mit 1500 Mitgliedern noch immer ein stabiler Anker der im Untergang befindlichen Sozialdemokratie auf Landesebene. Die selbsternannte Alternative für Deutschland dagegen ist nach dieser Rechnung mit gerade 120 Mitgliedern eine vernachlässigbare Größe im Landkreis mit seinen 340 000 Einwohnern.

Wenn das mit den Zahlen nur so einfach wäre. Ausgehend von der Stärke im Landkreis dürfte die SPD in Bayern von Umfragewerten träumen, die an Ergebnisse bei Landtagswahlen aus den Neunzigerjahren unter der Spitzenkandidatin Renate Schmidt erinnern (30 und 28,7 Prozent). Stattdessen nähert sich die einst so stolze Sozialdemokratie aber den Werten ihrer so wenig selbstbewussten Genossen in Sachsen an, die schon Sprünge über die Zehn-Prozent-Marke als Erfolge einstufen.

Die wahre Alternative besteht darin, die selbsternannte nicht zu wählen

Und die AfD? Die tritt kaum in Erscheinung - im Landkreis München eigentlich gar nicht -, hat weniger Mitglieder als jeder Eisstockschützenverein und steht in der jüngsten Sonntagsfrage des BR bei zehn Prozent. Und so ist es dieser Wert, der das Handeln der Parteien im Landkreis München in den kommenden Monaten bis zur Bundestagswahl und im Anschluss bis zur Landtagswahl bestimmen muss.

Im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats haben die etablierten, noch immer großen Parteien eine besondere Verantwortung. Sie müssen trotz aller inhaltlichen Differenzen untereinander die AfD als das brandmarken, was sie ist: Eine neue Rechte, die nur Ressentiments bedient, aber keine Antworten auf drängende gesellschaftliche, politische Fragen bietet. Sie müssen ihre Mitglieder mobilisieren, um in engagierten Wahlkämpfen aufzuzeigen, dass die wahre Alternative darin besteht, die selbsternannte nicht zu wählen. Dazu haben CSU, SPD und Grüne die personelle Kraft, die der nahezu unsichtbaren AfD dauerhaft fehlen wird.

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