Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Kunstrasen heißt nicht Plastikrasen

Es gibt gute Gründe, warum Ottobrunn einen zweiten Kunstrasenplatz braucht. Die Umwelt muss dabei nicht über Gebühr belastet werden

Von Martin Mühlfenzl

Es gibt keine billigere Kinderbetreuung, als die Kids auf den Fußballplatz zu schicken, sagt der Ottobrunner CSU-Gemeinderat Michael Thaumüller. Und der Mann hat recht. Mit billig meint Thaumüller natürlich nicht minderwertig, sondern genau das Gegenteil: Eine Top-Betreuung motivierter Trainer für ebenso motivierte Buben und Mädchen in den Sportvereinen. Dieses Engagement muss gewürdigt werden - nicht nur mit warmen Worten, sondern mit finanzieller Unterstützung und bestmöglichen, modernen Sportstätten.

In Ottobrunn kicken etwa 800 Kinder und Jugendliche bei den beiden Sportvereinen TSV und FC. Doch Trainingszeiten sind rar. Um den Trainingsbetrieb aufrecht erhalten zu können, braucht es zwingend einen neuen Fußballplatz - und es muss ein Platz sein, der nahezu das ganze Jahr bespielbar ist. Fußball ist keine Sportart nur für laue Sommerabende. Deshalb ist es richtig, dass sich Bürgermeister Thomas Loderer für den Bau eines weiteren Kunstrasenplatzes einsetzt, denn nur auf so einem modernen Spielfeld kann bis in den Winter hinein trainiert werden.

Der Aufschrei der Natur- und Umweltschützer, der neuerdings die Debatte um Kunstrasenplätze begleitet, muss dabei ernst genommen werden. Tatsächlich stellen neuesten Erkenntnissen zufolge die mit Granulat verfüllten Plätze mit die größten Quellen für Mikroplastik dar - diese veraltete und umweltschädliche Technik darf deshalb nicht mehr eingesetzt werden.

Das Konzept des Kunstrasens an sich infrage zu stellen, schadet aber nur dem Sport - und hilft der Umwelt nicht. Es müssen technologische Antworten auf die neuen Herausforderungen gefunden werden, und es gibt bereits Anbieter und Entwickler (mit einem davon hat die Gemeinde Ottobrunn bereits Erfahrungen gesammelt), die ohne Plastik auskommen. Der Umweltschutz muss in solche Überlegungen immer mit einfließen. Die Betreuung der Kinder und der Einsatz der Ehrenamtlichen darf aber auch nicht geschmälert werden.

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Quelle:
SZ vom 22.05.2019
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