Radweg über der B 304:Luftikus Bukowski

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Haars Bürgermeister Andreas Bukowski prescht nicht zum ersten Mal alleine voran. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Umsetzung seiner Idee von einem aufgeständerten Radweg lässt es Haars Bürgermeister an Ernsthaftigkeit missen.

Kommentar von Bernhard Lohr

Der Visionär steht am Anfang oft alleine da. Ohne diesen standhaften Vordenker hätte sich wohl nicht einmal das Rad als Erfindung durchgesetzt. Die Haarer haben mit ihrem Bürgermeister nun einen im Rathaus sitzen, der für sich in Anspruch nimmt, solch ein Innovationstreiber zu sein. Das ist zunächst mal erfreulich. Wird doch manchem Kollegen gerne zugeschrieben, es sich auf dem Bürgermeistersessel bequem zu machen. Doch bei Andreas Bukowski (CSU) stellt sich die Frage, ob er nicht manchmal die Bodenhaftung verliert und vergisst, dass man im Rathaus nur als Teamplayer wirklich etwas voranbringt. Mit wem tauscht er sich aus? Wer berät ihn? Wo ist ein Korrektiv?

Es irritiert schon, mit welch einer Selbstgewissheit Haars Rathauschef die Vision eines auf fünf bis sechs Metern Höhe aufgeständerten schnellen Radwegs verfolgt, der über die gesamte Länge der B 304 durch den Ort verlaufen würde. Vor einem Jahr hat Bukowski das Projekt vorgestellt, seitdem hat er vor allem mit einer Firma kommuniziert, die dieselbe Vision verfolgt. Was die Gemeinderäte denken, hat er erst jetzt für nötig befunden zu erfragen. Und das auch nur, nachdem es Ärger gab über die Solonummer.

Klar kann jemand im Rathaus Ideen entwickeln und diese vorstellen. Aber dann sollte er schleunigst schauen, ob das überhaupt Hand und Fuß hat. Auch müssen die gewählten Gemeinderäte beteiligt werden, die Behörden eingebunden und Fakten gesammelt werden. Schließlich sind die Bürger bei solch einem weitreichenden Projekt einzubeziehen, von dem die SPD zurecht befürchtet, dass es die Barrierewirkung der B 304 deutlich verstärken wird. Und dann sind da noch die Kosten, Fragen der technischen Machbarkeit, die Nachbarn in München und Vaterstetten. Fragen über Fragen.

Die Grünen führen 40 Punkte auf, die aus ihrer Sicht Hürden für das Projekt darstellen. Wo sollen diese Auffahrtsrampen entstehen? Was für Bauwerke könnten das sein? Wie wäre die potenzielle Auslastung des Radwegs? Dabei müsste die erste Frage sein: Wie sieht überhaupt eine Vision für die B 304, diese breite Einfallstraße nach München, aus? Platz wäre genug, um einen breiteren Radweg ebenerdig anzulegen. Es müsste lediglich der Raum für Autos, Fahrräder und möglicherweise einer Tram anders aufgeteilt werden. Die Radler dort für viele Millionen Euro in luftige Höhen zu verfrachten, damit die Autofahrer ihren Platz für sich behalten, ist die falsche Antwort. Der visionäre Bürgermeister hat sein Steckenpferd von vornherein falsch aufgezäumt.

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Von Bernhard Lohr

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