Kommentar:Flucht aus dem Flüchtlingsalltag

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Mit der Integration von Asylbewerbern kommen Sportvereine einer gesellschaftlichen Aufgaben nach. Denn gemeinsames Kicken tut Fremden und Einheimischen gut.

Von Stefan Galler

Die Fußball-Funktionäre aus dem Landkreis München haben die Zeichen der Zeit erkannt: Die allermeisten Vereine kommen ihrer Verpflichtung nach, die Gemeinden bei der Integration von Flüchtlingen nach Kräften zu unterstützen. Selbst wenn - das räumen einzelne ein - sie keineswegs dafür sind, vorbehaltlos alle aufzunehmen, die gerne hierzulande leben wollen. Doch politische Einzelmeinungen sind in der tagtäglichen Arbeit der Ehrenamtlichen nicht gefragt, sie haben eine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen. Und das tun sie, auch weil viele ein Gefühl dafür haben, welche Bedeutung das Mitmachen im Sportklub für jemanden haben kann, der entwurzelt in einer völlig fremden Gegend gestrandet ist.

Und so ist das Kicken in friedlicher Atmosphäre für die Menschen aus den Krisengebieten dieser Welt eine kaum hoch genug einzuschätzende Möglichkeit, mal ein, zwei Stunden herauszukommen aus einem traurigen Alltag, der nicht selten geprägt ist von Angst vor der eigenen Zukunft und um diejenigen, die in der Heimat zurückgelassen wurden.

Doch diese so einfache und auch vom Deutschen Fußball-Bund und dem Bayerischen Fußball-Verband geförderte Möglichkeit der Integration bietet nicht nur für die Schutzsuchenden Vorteile. Auch jene Menschen, die durch den Zustrom von Migranten befürchten, ihre eigene Welt könnte aus den Angeln gehoben werden, haben beim gemeinsamen Sport treiben die Chance, Ressentiments abzubauen. Und so nebenbei kann ja auch mal einer dabei sein, der die Mannschaft nicht nur in Sachen Erweiterung des eigenen Horizonts, sondern auch fußballerisch weiterbringt.

Verschiedene Kulturen in einem Team - was bei den besten Vereinen der Welt trotz aller Eitelkeiten hoch bezahlter Profis funktioniert, sollte im Amateurbereich allemal klappen. Trotz aller Unterschiede in Sprache, Mentalität und auch Temperament.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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