Kommentar:Florian Hahn ist der lachende Dritte

Die SPD begeht einen Fehler, indem sie einen eigenen Direktkandidaten aufstellt. Davon profitiert nur die CSU

Von Lars Brunckhorst

Die SPD wird am Donnerstag einen Fehler begehen. Der Fehler wird darin bestehen, dass sie nach dem beleidigten Rückzug ihrer Noch-Abgeordneten Bela Bach einen Kandidaten für die Bundestagswahl nachnominiert. Dieser Fehler wird mit dazu beitragen, dass die SPD ihre Optionen auf einen Machtwechsel nach der Wahl im September weiter schmälert. Diese sind ohnehin nicht sonderlich groß, aber wenn Olaf Scholz auch nur den Hauch einer Chance haben soll, nächster Kanzler zu werden, müsste die SPD eigentlich alles dafür tun, dass CDU und CSU Stimmen und Sitze verlieren und es im neuen Bundestag eine Mehrheit jenseits der Union gibt.

Mit der Nominierung des 32-jährigen Korbinian Rüger als Direktkandidat im Wahlkreis München-Land tut die SPD jedoch genau das Gegenteil: Sie erhöht damit die Chancen, dass CSU-Mann Florian Hahn wieder ins Parlament einzieht. Dessen Wiederwahl ist nämlich keineswegs sicher. Von den 43,5 Prozent, mit denen Hahn 2017 den Wahlkreis für sich entschied, ist der Putzbrunner aktuell meilenweit entfernt. Umfragen sehen die CSU nach der Entscheidung für Armin Laschet als Kanzlerkandidat aktuell in Bayern nur bei 34 Prozent. Das Meinungsforschungsinstitut Insa schlägt aktuell nicht nur die vier Münchner Bundestagswahlkreise den Grünen zu; auch den Wahlkreis 221 München-Land sehen die Demoskopen aus Erfurt - Stand jetzt - mit größerer Wahrscheinlichkeit an die Grünen fallen als an die CSU.

Eine Sensation wäre das nicht mehr. Die Grünen sind im Landkreis München bereits seit den Landtags- und Kommunalwahlen klar zweitstärkste Kraft hinter der CSU. Und in ihrem Fraktionschef Toni Hofreiter haben sie im Landkreis einen ungleich prominenteren Direktkandidaten als die CSU in Hahn. Keineswegs ausgeschlossen, dass Hofreiter, der aus Sauerlach stammt und in Unterhaching wohnt, dieses Mal das Direktmandat holt - vorausgesetzt natürlich der Grünen-Höhenflug hält an. Genauso gut möglich aber auch, dass ein SPD-Kandidat, wiewohl selbst chancenlos, den Grünen die nötigen Prozentpunkte wegnimmt - und Hahn der lachende Dritte ist. Dennoch wird die SPD den Fehler am Donnerstag begehen.

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