Die schwierigen Umstände, unter denen Kinder an der Erich-Kästner-Schule lernen müssen, werfen ein Schlaglicht auf ein Ungleichgewicht in der Bildungslandschaft: Der Landkreis und jene Kommunen, die es sich angesichts sprudelnder Steuereinnahmen leisten können, stemmen gewaltige Investitionen in weiterführende Schulen. Die öffentliche Wahrnehmung bestimmen hohe zweistellige Millionenbeträge, die in Gymnasien und Realschulen nach neuesten Standards fließen. Die Grund- und Mittelschulen liegen dagegen allein im Aufgabenbereich der Rathäuser. Und da sieht die Lage in einigen Gemeinden alles andere aus rosig aus.
Wie es dazu gekommen ist, dass in Höhenkirchen-Siegertsbrunn fehlen, ist schwer nachzuvollziehen. Die Gemeinde ist überschaubar. Man kennt sich, trifft sich auf der Straße. Man redet miteinander. Wenn es Defizite gibt, müsste das doch irgendwann bei einem Gemeinderat oder bei der Bürgermeisterin ankommen. Offenbar wurden die Mängel lange nicht als solche erkannt. Die frühere Schulleiterin galt sicher zu Recht als engagiert. Da mag man über manches hinweggesehen haben. Dennoch sprechen jetzt Eltern Zustände an, unter denen Kinder möglicherweise sogar körperlich leiden.
Ein Problem ist sicher, dass ärmere Gemeinden wie Höhenkirchen-Siegertsbrunn Investitionen in Schulbauten nicht so auf dem Schirm haben wie andere. Es hakt an vielen Stellen. Die Bürger rufen nach Kindergärten, Radwegen, Busanbindungen und vielem anderen. Wenn dann ein Schulleiter sagt, er habe seine Schule im Griff, und es gibt nur Lob über die Einrichtung zu hören, warum soll dann eine Bürgermeisterin ein Fass aufmachen? Probleme hat sie auch so genug. Aber bei der Bildung muss man genau hinschauen, es dürfen keine ungleichen Verhältnisse und Schulen zweiter Klassen entstehen. Deshalb sollte der Landkreis Neubauten von Gymnasien und Realschulen künftig ganz finanzieren und nicht nur zu 70 Prozent. Dann bliebe den Kommunen, auch ärmeren, genug Geld, um ihre Hausaufgaben zu erledigen: die Instandhaltung der Grund- und Mittelschulen.