Kommentar:Ein Signal zur rechten Zeit

Die Absage des Konzerts in Kirchheim ist vernünftig und wichtig. Die Sommernacht darf trotzdem jeder genießen

Von Martin Mühlfenzl

Am 11. März dieses Jahres verschiebt der Theaterverein Feldkirchen sein Stück "Die Maibaumwache" auf unbestimmte Zeit. Gleichzeitig sagt die Gemeinde Ismaning die Ausbildungsmesse ab und in Höhenkirchen wird das Schafkopfturnier abgeblasen. Der Landkreis steuert auf den Höhepunkt der Corona-Pandemie zu, und das öffentliche Leben wird immer weiter heruntergefahren. Nun, gut fünf Monate später, sagt die Gemeinde Kirchheim ihre "Sommernacht in Tracht" mit bis zu 250 Besuchern ab. Eine Entscheidung, die angesichts wieder steigender Infektionszahlen unausweichlich und richtig ist.

Diese Entscheidung zeugt von viel Umsicht und Vernunft - und sie ist kein Schnellschuss, der von überzogener Furcht oder Panik getrieben ist. Die Verantwortlichen im Kulturreferat der Gemeinde haben die Lage tagelang beobachtet, analysiert und daraus den einzig richtigen Schluss gezogen: absagen. Das Infektionsgeschehen im Landkreis nimmt wieder Fahrt auf, die Gefahr, an Covid-19 zu erkranken, steigt von Tag zu Tag - vor allem, wenn viele Menschen auf einem Fleck zusammenkommen. Die Behörden fahren gleichzeitig die Testkapazitäten hoch und die Kommunen übernehmen wieder die Verfolgung von Kontaktpersonen. Alles wie im März, als die Feldkirchner Maibaumwache auf der Bühne abgesagt werden musste.

In dieser Phase kommt das Signal aus Kirchheim genau zur rechten Zeit und sollte auch als Mahnung verstanden werden. Die Pandemie ist nicht vorbei, sondern sie entfaltet plötzlich wieder neue Kräfte, vor denen sich eine Gesellschaft nur schützen kann, indem die Menschen achtsam miteinander umgehen. Auf die Sommernacht muss niemand verzichten, die kann auch im kleinen Kreis gefeiert werden, mit gebührendem Abstand, einem kühlen Hellen - und gerne in Tracht.

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