Kommentar:Die Energiewende wird sabotiert

Wer den Klimawandel aufhalten will, muss zu Veränderungen bereit sein - statt Windkraftanlagen verhindern zu wollen wie Brunnthals Gemeinderäte

Von Bernhard Lohr

Das war zu befürchten. Sobald es ernst wird im Kampf gegen den Klimawandel, wird auch im Landkreis München der Ton rau. In Brunnthal hat sich eine Widerstandsfront formiert, die mit aller Macht den Bau von Windkraftanlagen verhindern will. Dabei zeigen sich einige Gemeinderäte demonstrativ kompromisslos. Sie lehnen deshalb auch einen Vertrag ab, den die Gemeinden Brunnthal, Aying, Sauerlach und Otterfing mit den Bayerischen Staatsforsten ausgehandelt haben: Es geht um vier Windräder auf ausgewählten Flächen. Selbst darüber will man nicht reden. So wird die dringend notwendige Energiewende sabotiert.

Es kann nicht sein, dass reflexartig alle auf die anderen zeigen, sobald es unangenehm wird. Natürlich kam in Brunnthal am Mittwochabend, als über die Windkraftpläne diskutiert wurde, der Ratschlag, man solle doch den Windstrom in Norddeutschland produzieren, wo eine steife Brise weht, und nicht im Hofoldinger Forst. Jeder kann sich ausmalen, was die Menschen an der Nordsee von solchen Argumenten halten oder auch die Bauern, die jetzt in Nordbayern gegen Stromtrassen Sturm laufen. Es läuft das bekannte Schwarzer-Peter-Spiel und das trotz eines guten Kompromisses, den die Arge ausgehandelt hat. Der Vertrag setzt Grenzen, sichert kommunale Rechte und Bürgerbeteiligung.

Natürlich hatten die Gegner der Windkraftanlagen, die mit angepeilten 240 Metern gewaltige Ausmaße haben, viele Argumente. Die sind im Netz schnell zu finden. Da war von Windkraftanlagen die Rede, die nie eine Kilowattstunde Strom produziert hätten, weil sie am falschen Ort stehen. Und von den Unmengen an CO₂, die bei Bau und Abriss der Anlagen freigesetzt würden. Fundierte Debattenbeiträge sind das nicht. Sicher ist doch, dass allein mit Solarenergie und Geothermie die Energiewende nicht gelingt. Gerade der Forst, den die Windkraftgegner schützen wollen, leidet unter dem Klimawandel. Untätigkeit rettet ihn nicht.

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