Kommentar:Der Bund bremst beim U-Bahnausbau

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Berlin muss endlich die Realtitäten einer stark wachsenden Region zur Kenntnis nehmen und Förderrichtlinien anpassen. Auch der Freistaat tut zu wenig

Von Martin Mühlfenzl

Weit mehr als 20 Jahre dauert die Planung der U-Bahn-Verlängerung nach Martinsried mittlerweile, doch noch immer ist kein einziger Meter Gleis ins Würmtal verlegt. Dieses Beispiel zeigt, wie lange es dauern kann, bis derart dringend benötigte Infrastrukturprojekte realisiert werden. Umso wichtiger ist es, dass der Landkreis alles in seiner Macht stehende unternimmt, um auch die Verlängerung der U5 von Neuperlach Süd bis nach Ottobrunn und Taufkirchen voranzutreiben. Und wenn es nur eine Studie ist, die erstaunliche Erkenntnisse liefert.

Die nun vorgestellten Ergebnisse zum U-Bahn-Bau im südöstlichen Landkreis machen deutlich, dass vor allem die großen Spieler ihrer Verantwortung nicht nachkommen. Es bräuchte erstens deutlichere Signale seitens des Freistaats, dass dieses Projekt nicht nur gewollt ist, sondern auch finanziell gefördert wird. Und zweitens muss der Bund seine Förderkriterien der Realität anpassen. In einer so stark wachsenden Region wie dem Landkreis München, der einer deutschlandweit einzigartigen Dynamik unterliegt, können nicht dieselben Förderkriterien für Infrastrukturprojekte angesetzt werden wie in weniger prosperierenden Mittelstädten.

Die Werte, die den Nutzen-Kosten-Quotienten festlegen, müssen für so verdichtete und mittlerweile auch urbane Räume deutlich abgesenkt werden, um den Ausbau dringend notwendiger neuer Angebote im öffentlichen Nahverkehr zu beschleunigen. Die Bundespolitik muss bei ihren Entscheidungen mit der Dynamik in Wachstumsregionen endlich mithalten, ansonsten droht die Verkehrswende zu scheitern - und die Neubiberger, Ottobrunner und Taufkirchner werden ebenfalls mehrere Jahrzehnte auf die Verlängerung der U-Bahn warten müssen.

Der Landkreis versucht mit dem Ausbau des Busangebots, darunter auch neue Expressbuslinien, kurzfristig auf den immer weiter wachsenden Druck zu reagieren - und nimmt dafür viel Geld in die Hand. Mittel- und langfristig müssen aber vor allem der Bund und auch der Freistaat deutlich mehr in Infrastrukturprojekte investieren, die über eine sehr lange Zeit fahren. Dann stimmt auch der Nutzen-Kosten-Faktor.

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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