Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Das Biotop muss erhalten bleiben

Bei dem Neubaugebiet westlich der Bahn in Hohenbrunn darf es nicht nur um Profite gehen

Von Stefan Galler

Es wird richtig groß. Das Neubaugebiet "Westlich der Bahn" dürfte die 9000-Einwohner-Gemeinde Hohenbrunn in neue Dimensionen vorstoßen lassen: Eine eigene Realschule mit umfangreichen Sportflächen wird hier entstehen, dazu eine Wohnbebauung auf - so ein erster Entwurf - 40 000 Quadratmetern, die einen Zuzug von bis zu tausend Neubürgern bringen könnte. Kein Wunder, dass es in der Bevölkerung bereits jetzt, da eigentlich nur der gesamte Umgriff des Gebiets ohne genaue Festlegung der Flächen vom Gemeinderat abgesegnet wurde, heftig rumort.

Dabei geht es in erster Linie um die Frage, ob eine so kleine Kommune ein schnelles Wachstum um zehn Prozent ohne Kollaps von Verkehr und Infrastruktur überhaupt bewerkstelligen kann. Auf ein anderes Problem machen nun Naturschützer aufmerksam: Durch den enormen Flächenbedarf würde das Biotop westlich der Hohenbrunner Straße, die das Baugebiet in der Mitte teilt, laut diesem ersten Entwurf der Planer um etwa drei Viertel reduziert werden. Gerade heute, da der Klimaschutz das größte Ziel der Gesellschaft sein sollte, wäre es doch ein mehr als fragwürdiges Zeichen, wenn eine solche unberührte Fläche mit zahllosen Vogelarten und einer wilden Flora geopfert würde.

Noch sei nichts endgültig, sagt Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU), der eine umfassende Beteiligung der Bürger verspricht, aber andererseits auch schon sagte, dass die Planung "kein Wunschkonzert" werde. Die Gemeinde steht unter Druck, einerseits vom Landratsamt, das einen schnellen Bau der Realschule fordert. Und andererseits womöglich auch vom Grundstückseigentümer, der einen großen Teil des Areals für diese Schule und damit für ihn als nur wenig einträgliche Gemeinflächen veräußern wird. Durchaus vorstellbar, dass die Doblinger Gruppe eine Kompensation dieser Mindereinnahmen fordert - etwa dadurch, dass ein größerer Teil des restlichen zu überplanenden Gebietes als Wohngebiet gewidmet wird.

Letztlich kann man nur hoffen, dass in den Verhandlungen keine Zusagen gemacht wurden, die vor allem die Natur - und damit in letzter Konsequenz alle - teuer zu stehen kommen.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2021
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