Kommentar:Ausgrenzung vermeiden

Egal ob Männlein, Weiblein oder divers - niemand darf diskriminiert werden. Eine Einzeltoilette für alle an Schulen wäre die beste Lösung

Von Gudrun Passarge

Noch ist das Thema in Deutschland relativ neu. Erst jetzt, nachdem die Bundesregierung offiziell ein drittes Geschlecht eingeführt hat, beginnen die Rathäuser mit den Überlegungen, was das für die Verwaltung und das öffentliche Leben bedeutet. Ein Kind oder ein Jugendlicher oder Erwachsener, der sich nicht als weiblich oder als männlich klassifizieren lässt, fiel bisher aus dem Rahmen. Da ist es gut, dass für intersexuelle Menschen künftig Rechtssicherheit besteht und das dritte Geschlecht anerkannt wird, was übrigens in Nepal, Australien oder auch Indien schon um Jahre früher der Fall war.

Das sollte jedoch mehr bedeuten als ein Kreuzchen in der Geburtsurkunde. Es geht darum, diese Menschen nicht zu diskriminieren, nicht auf dem Papier und schon gar nicht im täglichen Zusammenleben. Da ist es gut, wenn sich Schulplaner frühzeitig Gedanken machen, auch in Grundschulen schon eigene Toiletten anzubieten. Vom bayerischen Kultusministerium gibt es dazu keine Vorgaben. Also steht einer eigenen Toilette für intergeschlechtliche Menschen auch nichts im Weg. Wie sie umgesetzt wird, das müssen Kommunen und Zweckverbände entscheiden, am besten mit Unterstützung von Betroffenen.

Vermutlich wird es häufig so pragmatisch wie in Garching gehandhabt werden, wo über eine Unisex-Toilette nachgedacht wird. Denn es sollte keinesfalls so sein, dass es im Gebäude eine Toilette gibt, die vielleicht gar nicht gebraucht wird. Eine von allen genutzte Einzeltoilette hätte dazu noch den Vorteil, dass sie Ausgrenzung vermeidet. Man stelle sich nur vor, es gäbe Mädchen-, Buben- und Divers-Schilder an den Klos und den Spießrutenlauf für das Kind, das die Divers-Toilette nutzt. Wenn das offen thematisiert wird, muss es kein Problem darstellen, es ist aber zu befürchten, dass es eines ist. Deswegen ist eine allen offenstehende Einzeltoilette vermutlich die beste Lösung, nicht nur in den Schulen, sondern auch in allen öffentlichen Gebäuden, in Kneipen, Kinos und wo immer Menschen zusammenkommen. Egal ob sie weiblich, männlich oder divers sind.

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