Kommentar:Abhängen und aufarbeiten

Es wird Zeit zu handeln: Das Porträt des 1933 von der NSDAP eingesetzten Bürgermeisters Peter Westermair im Rathaus hat in einer Ehrengalerie nichts zu suchen

Von Wolfgang Krause

Es ist kaum zu glauben: 45 Jahre nach Kriegsende hat die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn einen Kunstmaler beauftragt, einen Nazi zu porträtieren. Und weitere 25 Jahre hat sich offensichtlich niemand im Ort daran gestört, dass zwischen all den Honoratioren im Rathausflur das Bild eines Mannes mit Hitlerbart und Hakenkreuz-Abzeichen im Rathaus hängt - einzig und allein deshalb, weil er 1933 anstelle seines gewählten Vorgängers von der NSDAP als Bürgermeister von Siegertsbrunn eingesetzt wurde.

Die Verantwortlichen in der Gemeinde können sich nicht darauf hinausreden, dass man mit den Porträts der ehemaligen Bürgermeister lediglich die Geschichte dokumentieren wollte und deshalb eben auch die Nazizeit nicht ausgespart werden durfte. Die ästhetisierenden Zeichnungen aus einer Hand, die ohne jede historische Einordnung an der Wand präsentiert werden, erwecken eindeutig den Eindruck einer Ehrengalerie. Und darin ist ein Nazi wie Peter Westermair fehl am Platz - selbst wenn er nur ein Mitläufer gewesen sein sollte, der persönlich nicht an Verbrechen des NS-Regimes beteiligt war.

Dass man so wenig über Westermair weiß (oder wissen will?) und ihm der Ortschronist zugute hält, dass er wenigstens ein einheimischer Nazi war, macht die Sache nur schlimmer. Bürgermeisterin Ursula Mayer wäre gut beraten, wenn sie das Bild mit dem Hakenkreuz-Träger sofort abhängen würde. Danach sollte die Gemeinde versuchen, die eigene Geschichte während der NS-Zeit und den Umgang damit kritisch aufarbeiten zu lassen. Offene Fragen gibt es viele, nicht nur zum Parteigenossen Westermair. Sondern auch zur Rolle des Georg Meier, der nicht nur während der NSDAP-Herrschaft zwölf Jahre lang Bürgermeister von Höhenkirchen war, sondern nach einer Schamfrist von sieben Jahren in dieses Amt zurückkehrte, bis in die Siebzigerjahre die Geschicke dieses Ortes bestimmte und schließlich zum Ehrenbürger ernannt wurde.

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