Kreis und quer:Wunschzettel an Meister Jedi

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Schon zweiter Advent und noch immer keine Geschenke? Ein Baierbrunner Verlag und Unterhachings Bürgermeister wissen da Rat.

Von Iris Hilberth

Weihnachten nähert sich mal wieder mit einer Geschwindigkeit, die kein Experte für möglich gehalten hätte. Schon ist der zweite Advent da und mit ihm das schlechte Gewissen: Noch keine Geschenke besorgt. Noch nicht einmal über Wünsche nachgedacht. Ob es nun schlimmer wäre, wenn nichts unter dem Baum liegt oder das Falsche? Vielleicht sollte man, bevor man in einen Kaufrausch verfällt, kurz innehalten, das neueste Heft "Baby und Familie" durchblättern und sich die Tipps in der Ausgabe 12/2021 zu Herzen nehmen. Denn die Familienfachleute aus dem "Wort & Bild"-Verlag in Baierbrunn sind überzeugt davon, dass gegen Geschenkeberge von der Verwandtschaft nur eines hilft: ein schlaues Geschenke-Management.

Das klingt nach umfangreichen Machbarkeitsstudien, Partizipation der Betroffenen, Billigungsbeschlüssen und Veränderungssperren. Ohne Projektleiter oder besser noch einem externen Planungsbüro wird sich das nicht umsetzen lassen. Schließlich gilt es, einen von allen Seiten akzeptierten Plan zu erarbeiten, der juristisch nicht angreifbar ist: den Wunschzettel.

Wer nun glaubt, auf so ein Stück Papier kann man ja schreiben, was man will - ob sich das erfüllt oder nicht, ist egal und Schuld an fehlenden Geschenken ist dann eh das Christkind - der nimmt diese ernste Sache wirklich nicht ernst. Sollte man nicht machen, weiß zum Beispiel jeder Bürgermeister. Wunschlos glückliche Bürger gibt es nämlich nie. Und das Motto des ehemaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß - "Everybody's darling is everybody's Depp" - traut sich schließlich heutzutage keiner mehr so offensiv zu eigen zu machen.

Unterhachings Rathauschef ist außerdem bei der SPD, und er versucht gerade so etwas wie die Quadratur des Kreises für ein kleines Stückchen Radweg in einem Neubaugebiet, um alle Wünsche der Anwohner dort zu verbauen. Aber das ist nicht der einzige Wunschzettel, der Wolfgang Panzer aktuell wohl Kopfzerbrechen bereitet. Im Rathausgang hat er jetzt die Wünsche der Erstklässler seiner Gemeinde aufgehängt. Die schreiben nicht etwa an das Christkind oder den Nikolaus, sondern an den Bürgermeister. Vermutlich ordnen die Mädchen und Buben ihn in seiner Wichtigkeit und Kompetenz irgendwo zwischen einem Jedi-Meister und Meister Eder ein. Jedenfalls trauen sie ihm eine ganze Menge zu. Der Bürgermeister soll nicht nur einen Dino-Park bauen, er soll auch dafür sorgen, dass Corona verschwindet.

Dies ist der sehnlichste Wunsch der Generation Lolli-Test, die ihre Lehrerin nur mit Maske kennt und sich daran gewöhnt hat, dass Feste abgesagt werden. Und die eine durchgestrichene rote, stachelige Kugel auf den Wunschzettel malt. Falls Wolfgang Panzer für diese Herausforderung einen Geschenke-Manager braucht: Sein Kollege und Parteifreund Klaus Korneder in Grasbrunn hat diese Woche mit der Abschaffung des Notausschusses dem Virus echt Angst eingejagt.

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