Kolumne: Shopping-Tour:Sexy oder nicht sexy?

... das ist hier die Frage. Jedes Jahr wieder die Qual der Kleiderwahl: Der Deutsche Filmball steht an, doch was soll Frau anziehen? Ein Erfahrungsbericht aus Münchner Umkleidekabinen.

Beate Wild

Am Wochenende steht der Deutsche Filmball an, eines der Highlights im Kalender der Münchner Schickeria. Da versteht es sich von selbst, dass jede eingeladene Dame ein neues Outfit braucht. Promis haben es da leicht, mit dem nötigen Kleingeld und der üblichen Routine. Für Normalsterbliche gestaltet sich die Kleiderfrage weit schwieriger. Aber es hilft kein Jammern und keine Rücksicht auf den Geldbeutel, ab in die Innenstadt zur Shopping-Tour!

LA PERLA PRET-A-PORTER

LA PERLA PRET-A-PORTER Das Modell Ivana Stankowic präsentiert am Dienstag (20.02.2001) in München ein Abendkleid aus der neuen Herbst-Winter Kollektion des Hauses La Perla. Das italienische Disignerunternehmen präsentiert die La Perla Pret-a-Porter Kollektion. dpa/lby-Matthias Schrader

(Foto: DPA/DPAWEB)

Die Auswahl in den einschlägigen Läden ist zwar enorm, doch ebenso enorm ist die Geschmackverirrung, die überall lauert. Das giftgrüne Kleid mit den überdimensionierten Tüllrosen? Man geht doch nicht zu einer Bad-Taste-Party. Das Schwarze mit dem gewagten Rückenausschnitt, der vor allem Damen mit Arschgeweih in Verlegenheit bringen würde. Ein bisschen mehr Stoff dürfte es durchaus sein. Lieber das Rote mit dem Monster-Dekolleté? Wenn man als Sex-Bombe gehen will, optimal. Doch für eine Frau mit Stil kommt so etwas überhaupt nicht in Frage.

Mit der Ballsaison kommt die Münchnerin in die gleichen Nöte wie zur Wiesn-Zeit. Welches Kleid soll man tragen? Sexy, aber nicht zu gewagt. Stilvoll, aber bloß nicht altbacken. Modern, aber auf keinen Fall in Richtung Lady Gaga. Die Robe in der Optik roher Schnitzel, die die Sängerin bei den MTV Awards trug, wäre im Bayerischen Hof ein handfester Skandal und hätte wohl ein sofortiges Hausverbot und lebenslange Ächtung zur Folge. München ist eben nicht Los Angeles. Solche Sorgen, könnte man jetzt hämisch bemerken, plagen auch nur die wohlstandsverwöhnten Münchnerinnen.

Doch weil das jetzt auch nicht weiterhilft, erst einmal rein in die rosarote Rauschewolke. Toll. Auch die Verkäuferin goutiert die Wahl. Was der Klein-Mädchen-Traum kostet? Oh, 1200 Euro wollte man eigentlich nicht ausgeben. Dann eben das hellblaue Schulterfreie. Ist aber nicht ganz ungefährlich. Die Verkäuferin klärt auf, dass man das Oberteil mittels Klebeband an der Haut befestigen müsse, wolle man einen entblößenden Auftritt vermeiden. Nach einem nervenaufreibenden Nachmittag in diversen Umkleidekabinen fällt die Wahl schließlich auf ein tailliertes Dunkelblaues. Erleichterung breitet sich aus - endlich geschafft!

Von wegen. Denn am nächsten Tag fragt eine Kollegin: Hast du denn schon die richtigen Schuhe? Und eine passende Handtasche?

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