Mitten im Landkreis:Abstriche bei der Sicherheit

Negativ? Positiv? Vom alltäglichen Wahnsinn mit den Schnelltests in der Schule.

Von Lars Brunckhorst, Landkreis München

Als die Zeiten noch normal waren, also so vor mehr als zwei Jahren, hat man als Eltern seine Kinder morgens aus dem Haus gehen lassen und konnte sich ziemlich sicher sein, bis mittags seine Ruhe zu haben. Dann kamen Corona und zunächst das Homeschooling und seither ist es mit der Gewissheit vorbei. Denn auch jetzt, da am Präsenzunterricht trotz Inzidenzwerten von weit über tausend festgehalten wird - vor einem Jahr hätte man bei solchen Zahlen noch Schutz im Keller suchen müssen -, dräut täglich eine böse Überraschung. Läutet bereits kurz nach acht das Telefon und teilt die Schule mit, dass der Schnelltest der Tochter positiv ausgefallen ist? Oder muss sie in Quarantäne, weil die Banknachbarin Corona hat? Und kommt mit dem Plop am Abend auf dem Smartphone das positive Pooltestergebnis der ganzen Klasse? So viel ist sicher: Dieses Gefühl der Sicherheit ist passé.

Diese Woche nun kam am Vormittag eine Whatsapp der Großen aus der Schule: "Es sind fünf Leute aus unserer Klasse positiv. Was soll ich machen?" Die erste Reaktion: Schultasche packen und tschüss. Dann die besonnene Antwort: Ruhig bleiben, Maske auflassen, Abstand halten. Du bist geimpft, sogar geboostert, alles im Griff. Doch das ungute Gefühl bleibt: Mussten nicht vor gar nicht allzu langer Zeit, und zwar, als es noch nicht die superansteckende Variante Omikron gab, alle Kinder einer Klasse in Quarantäne, wenn nur eines positiv war? Später zumindest, wenn auch das zweite Corona hatte? Und aktuell immerhin die unmittelbaren Kontaktpersonen, die Sitznachbarn? Und wenn fünf von 25 Kindern positiv sind - wie viele bleiben da noch übrig oder anders gefragt: Wann steckt sich die eigene Tochter, trotz Dreifachimpfung, an?

Die Zweifel werden nicht weniger, als die Gymnasiastin mittags heim kommt und Details schildert: Auch der Test der Freundin, mit der sie zusammen sitzt, war positiv. Aber der Strich nur schwach zu sehen. Es habe sogleich einen Kontrolltest gegeben, berichtet die Tochter. Wieder positiv, wieder schwach zu sehen. Die Lehrerin ließ die Freundin einen dritten machen. Dasselbe Resultat: zwei Striche, wenn auch der zweite erneut nur schwach. Also positiv? Die Lehrerin glaubt das nicht und lässt die Schülerin im Sekretariat einen vierten Test machen. Der fällt negativ aus. Das Ergebnis: Sie bleibt bis Unterrichtsschluss in der Klasse.

Am nächsten Morgen Whatsapp von der Freundin: Der PCR-Kontrolltest ist positiv. Die Mitschülerin bleibt daheim. Die eigene Tochter geht in die Schule. Das bange Warten geht weiter.

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