Kreis und quer:Leben zwischen kurzer Leine und guter Laune

Lesezeit: 2 Min.

Macht ein Leben ohne Möpse Sinn? Und wie fühlen sich wohl Hunde in Unterföhring, wenn sie ständig an der Leine laufen müssen? (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Zamperl und Köter haben's mancherorts nicht leicht. In Unterföhring war die Hoffnung auf eine echte Lockerung der strikten Hundeverordnung für die Katz.

Kolumne von Udo Watter, Landkreis München

Das Wissens-Brettspiel "Trivial Pursuit" ist nicht primär wegen seines Humors bekannt, aber gelegentlich fand sich auch dort eine Karte mit eher launigem Frage-Charakter: "In welcher Stadt führen die Frauen ihre Männer an der Leine spazieren?" Na? Falls So-yeon Schröder-Kim nicht auf der Brennsuppn daher geschwommen ist, dürfte sie die Antwort sofort parat haben: Es ist natürlich Hannover, die Stadt, durch die die Leine fließt.

In Unterföhring führen die Frauen ihre Männer an der Isar spazieren, und falls doch an der Leine, dann wohl eher zu Hause. Unterföhringer Hunde müssen dagegen vor allem angeleint sein, wenn sie das Haus verlassen. Egal, ob mit Frauchen oder Herrchen unterwegs: Große Vierbeiner ab einer Schulterhöhe von 50 Zentimetern unterliegen seit Inkrafttreten einer entsprechenden Verordnung vor einem halben Jahr fast in der gesamten Gemeinde einem Leinenzwang.

Auch wenn künftig drei kurze Strecken von der Pflicht ausgenommen werden, wie jetzt im Gemeinderat beschlossen wurde, ist das Thema weder vom Tisch noch komplett auf den Hund gekommen. Vielmehr geht es hier um große Gretchenfragen des Gassigehens: Die einen, die die Verordnung als zu streng empfinden, argumentieren mit Freiheit und Tierwohl, die anderen betonen in der Causa die Schutzbedürftigkeit von Kindern, Senioren und Menschen mit Behinderung, die offenbar schon häufiger ins Visier aggressiver Wauwaus geraten sind.

Was die Aufenthaltsqualität der Zamperl und Köter im öffentlichen Raum angeht, hat sich die Mehrheit des Unterföhringer Gemeinderats trotz der aktuellen kleinen Lockerung jedenfalls für einen strikten Umgang entschieden, die Geldbußen bei Verstößen sind erklecklich. Die Hunde dürften also weiter dumm aus dem Maulkorb schauen und vor allem ihre Besitzer. Freilich gibt es in der Mediengemeinde Bestrebungen, über einen Hundeverein an gesellschaftlicher Schlagkraft zu gewinnen und das Thema zu einem günstigeren Zeitpunkt wieder aufs Tableau zu bringen.

Generell sind frei laufende Hunde ja oft schön zu beobachten: Ihre Kraft, ihre Dynamik beeindrucken, und wenn sie dann auch noch vor Lust und Erregung bellen, steckt die Euphorie eventuell an. Freilich muss man auch sagen: Hunde, die bellen, scheißen trotzdem. An gewissen Hotspots wie der Grünwalder Eierwiese ist die Produktion von Verdauungsresultaten entsprechend hoch. Optionen der Entsorgung gehören zwar schon länger auch dort zum Standard - dumm nur, wenn die Besitzer ihre Hundekotbeutel zwar vollmachen, dann aber einfach irgendwo ablegen.

Ist ein Leinenzwang also der Weisheit letzter Schluss? Des Pudels Kern? Wollen Hunde ewig leben? Weiß der deutsche Dackel, dass er auf Englisch Sausage Dog heißt? Macht es Sinn, über die Sinnhaftigkeit einer Welt ohne Möpse nachzudenken? Oder ist am Ende alles für die Katz? Leinen los für Antworten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMobilität
:Wenn der Fahrplan zu flexibel ist

Seit 2022 schließt ein On-Demand-Service Lücken im Regionalbusnetz im Süden von München. Das Angebot wird rege genutzt - doch es gibt auch Kritik, weil Busse zu früh abfahren oder erst gar nicht kommen.

Von Martin Mühlfenzl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: