Klimaschutz:Wärme von unten, Strom von oben

Pullach setzt nach der Geothermie jetzt auch auf Solarenergie

Von Michael Morosow, Pullach

Wenn es eine Bundesliga für Tiefengeothermie in Deutschland gäbe, würde der Landkreis München weit oben stehen und die Gemeinde Pullach in der Einzelwertung einen Spitzenplatz einnehmen. Gibt es aber nicht, wiewohl es eine Solarbundesliga gibt. Hier aber spielt Pullach keine Rolle - noch. Von der Kreisliga in die Champions-League, so lässt sich ein ehrgeiziges Unterfangen der Südgemeinde überschreiben, für das sich der Gemeinderat erwärmt. Einstimmig folgte das Gremium dem Antrag der Grünen, eine "Solarstrom-Offensive für Pullach" zu starten. Das Vorhaben ist ambitioniert: Bis 2030 will die Gemeinde ein Drittel des öffentlichen, privaten und gewerblichen Strombedarfs durch Fotovoltaikanlagen decken.

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Weniger als hundert Fotovoltaikanlagen sind derzeit auf Pullacher Dächern installiert. Um das Ziel zu erreichen, müssten nach Rechnung der Grünen 50 bis 100 neue Anlagen dazu kommen - pro Jahr. Der Antrag stehe nicht für ein Wunschdenken, so Fabian Müller-Klug, "sondern könnte - verbunden mit überschaubaren Investitionen - Pullach ganz konkret ein gutes Stück auf dem Weg zu einer Gemeinde mit geringstmöglichem CO₂-Fußabdruck voranbringen". Die Gesamtkosten bis 2030 betragen laut Florian Gering (Grüne) circa acht Millionen Euro, der Gemeindeanteil sei indes geringer. Per Beschluss hat der Gemeinderat 60 000 Euro für externe Planungskosten und 300 000 Euro für aktuelle Investitionen genehmigt. Ein bis zwei Fotovoltaikanlagen sollen noch in diesem Jahr entstehen, sagte Bernhard Rückerl vom Umweltamt. Einige Teile des Antrags deckten sich auch mit Inhalten des Klimaschutzkonzeptes der Gemeinde, so Rückerl.

Am Ende sollte jedes Einfamilienhaus im Ort Strom und Wärme vom Dach bekommen. Mit seinem Beschluss hat sich der Gemeinderat selbst verpflichtet, die Solarstromerzeugung auf den Dächern eigener Gebäude zu maximieren, so etwa auf dem 2000 Quadratmeter großen Schwimmbaddach. Insgesamt 20 Solarstrom-Potenziale stehen jetzt bereits auf der Liste, darunter die Dächer von Großmärkten, aber auch die von Häusern der Wohnungsbaugesellschaft sowie das Dach der Mittelschule. Der auf dem Dach erzeugte Strom könnte laut Gering den Mietern zu günstigeren Preisen angeboten werden. Reinhard Vennekold (WIP) gab zu bedenken, dass Besitzer von Einfamilienhäusern für Zähler und Stromkasten zwischen 3000 und 5000 Euro bezahlen müssten. Das schrecke viele ab, weshalb ein entsprechender weiterer Baustein im Klimaschutzkonzept der Gemeinde wünschenswert wäre. Das werde geprüft, sagte Bernhard Rückerl.

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