Klimaschutz:"Ein schwerer Fall, keine Frage"

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Das Heizkraftwerk Nord in Unterföhring. (Foto: Florian Peljak)

Der Psychiater Andreas Meißner setzt sich in Aying mit dem Klimaschutz und der Verantwortung des Einzelnen auseinander

Interview von Michael Morosow, Aying

Der Klimaschutz ist Thema einer Veranstaltung der Gemeinde Aying und der Agenda 29++ am Donnerstag, 16. November, im Schalander der Brauerei Aying (Beginn: 18.30 Uhr). Gastredner Andreas Meißner wird sich dabei zur Frage auslassen, "warum wir nicht tun, was wir tun müssen?". Sein Blickwinkel ist dabei ein anderer als der von Klimaforschern und Umweltpolitikern - der Referent ist nicht nur aktiver Umweltschützer, sondern auch Psychiater und Psychotherapeut.

SZ: Weil dem einen oder anderen zu den Schlagworten Klimaschutz und Psychiatrie leicht der amerikanische Präsident in den Sinn kommen könnte - falls Sie also Donald Trump auf die Couch bekommen würden, wäre da noch was zu machen?

Andreas Meißner: Ein schwerer Fall, keine Frage. Aber noch schwerer zu therapieren sind Bevölkerungsmehrheiten, die derartige Populisten wählen. Wie Trump die Probleme einfach zu ignorieren, auszublenden oder zu verdrängen, wird aber schwieriger angesichts des Temperaturanstiegs und einer drastischen Zunahme von Dürren, Überschwemmungen und Hurrikans.

Klimawissenschaftler prophezeien das Schlimmste, wenn nicht schnell und umfassend Gegenmaßnamen ergriffen werden. Drängt sich da ein Vergleich mit Rauchern auf, die alle Warnungen in den Wind schlagen und dann aufhören,wenn es schon zu spät ist?

Ja, durchaus. Nur schadet der Raucher damit nur sich selbst und nicht der ganzen Menschheit. Beim Klimaschutz steht jeder Einzelne und vor allem die Politik in der Verantwortung. Aber vielleicht sind auch hier noch einschneidendere Ereignisse notwendig, so wie auch sonst oft erst Krankheiten und Lebenskrisen zu Veränderungsbereitschaft führen.

Wo setzt man bei Politikern an?

Gerne würde ich Politikern Mut zusprechen, sich mehr den Problemlösungen als der Machtabsicherung zu widmen. Der Mensch an sich aber ist widersprüchlich und hält schwer eine Haltung durch. Er konzentriert sich gerne auf eine Sache, der Klimaschutz aber ist eine komplexe Geschichte. Und vor allem: Mit Klimaschutz und unbequemen Maßnahmen kann ein Politiker derzeit keinen Blumentopf gewinnen. Mehr noch, jeder möchte doch irgendwo zugehörig sein, aber wer sich für Klimaschutz einsetzt, gehört nicht mehr seiner Gruppe zu.

Wie sieht der Psychologe den kleinen Mann inmitten des Klimawandels?

Es besteht die Gefahr, dass er nur Katastrophen sieht. Ich schlage vor, dass er sich mit Gleichgesinnten zusammentut. Da kann er auch was bewirken.

Lokal handeln, wenn es global nicht klappt?

Die psychologische Seite des Klimaschutzes beleuchtet der aktive Umweltschützer, Psychiater und Psychotherapeut Andreas Meißner in seinem Gastreferat am Donnerstagabend im Schalander der Brauerei Aying. (Foto: Privat)

Ja, wie mit der Veranstaltung in Aying...

... bei der Sie als Psychologe wie ein Klimaschützer einen missionarischen Eifer in Sachen Umweltschutz und Klimawandel an den Tag legen?

Ein wenig schon, aber, ehrlich gesagt, mache ich mir keine Illusion, Lebensstiländerungen in großem Stil sind in der notwendig kurzen Zeit eher unwahrscheinlich. Aber etwas für seine eigene Selbstachtung zu tun, ist auch was wert.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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