Die Vorzeichen für die kommenden Jahre sind alarmierend: Milde Winter mit wenigen Niederschlägen und sinkenden Grundwasserspiegeln, dazu vermehrt Hitzetage und Tropennächte im Sommer. All das sind Folgen des Klimawandels, die auch den Landkreis München künftig vor zunehmende Herausforderungen stellen werden. Der Landkreis wiederum will möglichst gut auf diese Folgen vorbereitet sein, weshalb das Landratsamt bereits seit über einem Jahr damit beschäftigt ist, ein Konzept zur Klimaanpassung zu erstellen.
Die aktuellsten Klimadaten lassen aufhorchen: Obwohl Bayern im abgelaufenen Winter das kälteste deutsche Bundesland gewesen ist, lag die Mitteltemperatur mit 0,9 Grad fast zwei Grad über dem Mittelwert der Referenzperiode 1961 bis 1990 – 2024/25 war der 14. milde Winter in Folge. Und mit nur 148 Liter pro Quadratmeter fielen in den vergangenen drei Monaten in Bayern nur 74 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode.
Im ersten Quartal des Jahres fanden nun insgesamt sechs Maßnahmen-Workshops statt, in denen die beteiligten Kommunen Ideen austauschten und diskutierten. Bei den Veranstaltungen in Unterschleißheim, Feldkirchen, Putzbrunn, Neubiberg, Aying und Planegg waren Vertreter aus 27 der 29 Kommunen im Landkreis beteiligt; lediglich Ottobrunn und Sauerlach haben sich gegen eine Mitarbeit entschieden.
Insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Rathäusern kamen zusammen, zum Teil waren auch Bürgermeister zugegen, darunter Christoph Böck (Unterschleißheim), Thomas Pardeller (Neubiberg), Stefan Kern (Brunnthal) oder Hans Sienerth (Straßlach-Dingharting). Ebenfalls mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding (AELF), vom Bund Naturschutz, von Feuerwehr und Bauernverband. Die Teilnehmer konnten insbesondere im Themenkomplex Planen und Bauen entscheidende Einflussmöglichkeiten für die Gemeinden identifizieren, um die Folgen des Klimawandels aktiv abzumildern.
So ging es bei den Treffen etwa um die Förderung und Sicherstellung von Infrastrukturen, die gegenüber extremen Wetterereignissen widerstandsfähiger sind. Dazu gehören versickerungsfähige Oberflächenbeläge, natürliche Beschattung durch Bäume auf öffentlichen Plätzen oder die Integration von Wasserelementen wie etwa Trinkbrunnen. Auch die Begrünung von Freiflächen, Fassaden und Dächern fördert das Mikroklima und dient als Versickerungsfläche bei Starkregen.
Andere Themenschwerpunkte bieten den Kommunen weniger Einflussmöglichkeiten, etwa der bereits eingeleitete Waldumbau in den bayerischen Staatsforsten oder die Aufwertung von Brachflächen als Schutzraum für Pflanzen und Tiere. Allerdings könne man die Maßnahmen auf Gemeinden oder gar Privatpersonen herunterbrechen, die diese auf ihren eigenen Waldflächen oder in ihren Gärten umsetzen könnten.
Im nächsten Schritt auf dem Weg zur Klimaanpassung im Landkreis München werden nun die gesammelten Ideen individuell auf die teilnehmenden 27 Städte und Gemeinden angepasst, etwa um zu definieren, an welchen Plätzen Brunnen sinnvoll sind oder welche lokalen Institutionen für Maßnahmen zum Hitzeschutz eingebunden werden müssen. Für alle Kommunen relevant sei demnach ein Kriterienkatalog zur Anpassung der Bauleitplanung oder die Umsetzung von Grünpatenschaften. Andere Maßnahmen werden nur für einen Teil der Kommunen ausgearbeitet, etwa der richtige Umgang mit Moorböden oder die Erstellung einer Baumschutzverordnung.
Um das Ziel zu erreichen, die Lebensqualität der Region langfristig zu schützen, wollen Landratsamt, Kommunen und die beteiligten externen Akteure – so das gemeinsame Bekenntnis – auch künftig eng zusammenarbeiten.