Meine Woche:Hörspiel mit krachertem Humor

Meine Woche: Krimi-Autorin Katharina Lukas.

Krimi-Autorin Katharina Lukas.

(Foto: Veranstalter)

Die Autorin Katharina Lukas liest im Kleinen Theater aus ihrem Wiesn-Krimi "Herrschaftszeiten no amoi!".

Von Franziska Gerlach, Haar

Für einen Krimi gibt es sicher schlechtere Handlungsorte als die Wiesn. Es reicht ein Quäntchen Fantasie und schon sieht man den Täter in den bierseligen Massen entschwinden. Katharina Lukas wird vermutlich noch eins drauf setzen, wenn sie am 29. September um 19 Uhr im Kleinen Theater Haar aus ihrem druckfrischen Regionalkrimi "Herrschaftszeiten no amoi!" lesen wird (mit Musik). Führte die Recherche ihre Protagonistin Gundi Starck, eine trinkfeste Journalistin, in "Sacklzement!", dem ersten Teil der Kriminalreihe, in die niederbayerische Heimat zurück, gilt es im neuen Buch, gleich zwei Fälle im Spannungsfeld zwischen Gastronomie und Politik zu lösen.

Zunächst beschäftigt Lukas' Protagonistin, nach dem Rauswurf bei einem Klatschblatt auf Cold Cases spezialisiert, ein ungeklärter Mord aus dem Jahr 1985: Weil er gegen den Schankbetrug auf der Wiesn angehen will, wird ein durch seine Sperrbezirksverordnung bekannt gewordener Politiker mit einem Hendlspieß erstochen. Doch damit nicht genug, wird auf einer zweiten Handlungsebene, in der Gegenwart kurz vor dem Anstich, "der Wurstkönig von der Wiesn" in einem Trog mit Saublut ertränkt. Bitte? Saublut? Hendlspieß? Verlangt der Regionalkrimi diese Groteske? "Ich glaube nicht, dass es das braucht", sagt Lukas. Aber in Bayern sei nun einmal alles ein bisschen derber, ein bisschen rebellischer. Und "diesen kracherten Humor", den möge sie persönlich sehr gern. "Deshalb gehört der für mich zu einem bayerischen Krimi dazu."

Die Idee zu einem Wiesn-Krimi hatte Lukas schon lange. Ihre beste Freundin, Inhaberin eines Promi-Hotels, habe sie mit ihren Geschichten "von dem ganzen Wahnsinn" dazu animiert. Und offenbar war das Oktoberfest in den Achtzigern noch wahnsinniger. Lukas, aufgewachsen in einem kleinen Dorf bei Landshut, feierte als Philosophie-Studentin nicht nur bis in die Puppen auf der Theresienwiese, sondern erinnert sich auch noch an die Themen dieser Dekade: Franz Josef Strauß, die Schwarzen Sheriffs, Sperrbezirksverordnungen, die Stigmatisierung Aids-Kranker und die Demonstrationen gegen Wackersdorf. "Das war schon eine heftige Zeit", sagt Lukas.

Mehrere Jahre berichtete sie für deutsche Zeitschriften aus London über Mode und Musik, ehe sie Chefredakteurin einer Fernsehzeitschrift wurde. Heute schreibt sie Biografien, Firmengeschichten - und eben Krimis. "Ich beschreibe gerne die kleinen Gemeinheiten, die einem das Leben schwer machen, um sie dann an den Pranger zu stellen", erklärt die Autorin. Es gehe ihr weniger um die Action, als darum, wie die Menschen miteinander umgingen. Wohl deshalb lernt Gundi Starck in "Herrschaftszeiten no amoi!" einen Linken mit Hausbesetzer-Vergangenheit und einen ehemaligen Skinhead kennen - und gerät bei ihren Recherchen schließlich selbst in Gefahr.

Für noch mehr Spannung sorgen bei der Lesung in Haar die Blues-Musiker Dr. Will & Saschmo, die die Textpassagen mit Trommeln und Gesang untermalen. Man darf sich das Ganze wie ein Hörspiel vorstellen. Denn, so sagt Lukas: "Einfach nur vorlesen, macht keinen Spaß."

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