Wer Freunde des gepflegten Kalauers mal ungeniert amüsieren will, der sollte auf einen leeren Stuhl zeigen und fragen (am besten auf Bairisch): "Hat da no a Hotzen Plotz?" Ob Matthias Riedel-Rüppel, gebürtiger Kieler, darüber schmunzeln könnte, ist ungewiss, aber der Leiter des Kleinen Theaters Haar würde sich sicher freuen, wenn an diesem Donnerstag möglichst wenig Plätze in seinem Haus frei blieben. Dann öffnet sich nachmittags der Vorhang für die Premiere der Eigenproduktion "Der Räuber Hotzenplotz".
Für die Regie des Stückes nach Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker zeichnet Winfried Frey verantwortlich. Der an der Grenze zwischen Trudering und Haar wohnende Schauspieler, Autor und Regisseur gilt als Künstler, der "ein Händchen für Humor, Spannung und dynamisches Theater" hat, wie Riedel-Rüppel sagt. Das Schauspielensemble besteht aus Darstellerinnen und Darsteller, die in München keine unbekannten sind: Jutta Schmuttermaier, Thomas Stegherr, Stephan Leitmeier, Leonie Fuchs sowie Matthias Eichholz als Hotzenplotz wollen in Haar Kindertheater auf hohem Niveau zeigen.
Von einer "neuen Ära" spricht Riedel-Rüppel. Jahrelang hat das Theater im Jugendstilpark ausschließlich Gastspiele veranstaltet, nun geht man neue Wege und versucht sich zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder an Eigenproduktionen. "Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir auch Gastspieltheater neu denken müssen," so Riedel-Rüppel. Als Co-Produzent hat das Theater zwar schon an der Entwicklung des Stücks "Der Gott des Gemetzels" durch das Ensemble Persona mitgewirkt, das jüngst dort aufgeführt wurde, da war die Beteiligung aber vornehmlich finanzieller Natur. Beim Räuber Hotzenplotz ist das Haus nun stärker in den kreativen Prozess mit eingebunden, die Infrastruktur und Probemöglichkeiten hat man dafür ja ohnehin. "Das bringt Leben ins Haus", freut sich Riedel-Rüppel.
Von Regisseur Winfried Frey, der als Schauspieler vor allem durch tragende Rollen in TV-Serien des BR ("München 7", "Der Kaiser von Schexing") Bekanntheit erwarb, schwärmt er nicht nur als Künstler: "Er ist auch ein unglaublich netter Mensch." Die Hotzenplotz-Geschichte erfährt in Haar insofern eine interessante Neuerung, als Kaspar nicht mit Hilfe seines originalen Gefährten Seppel, sondern der tapferen Gretel den bärtigen Räuber überführen und fangen will. Überhaupt kommt es während des Abenteuers zu manchem Rollentausch. Auf ihrer Mission, die gestohlene Kaffeemühle der Großmutter zurückzuholen, begegnen Kasperl und Gretel überdies Feen und Zauberern. Die für die gesamte Familie kompatible Geschichte wird von Live-Musik flankiert.
Schauspieler, Autor und Theaterregisseur: Winfried Frey.
(Foto: Stephan Rumpf)Unterstützt wird das Kleine Theater bei diesem Projekt von der Bürgerstiftung Haar, die einen Teil der Finanzierung übernimmt - nicht zuletzt mit Blick auf das Jubiläumsjahr der Gemeinde. Der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Jürgen Partenheimer, sieht in dieser Kooperation jedenfalls eine Win-win-Situation: "Wir unterstützen zum einen das Kleine Theater Haar, zum anderen schaffen wir im Rahmen der 950-Jahr-Feier ein tolles Programm für Kinder und Familien in der Gemeinde." Er sei sich sicher, dass dieses Geld gut angelegt ist. Neben der Bürgerstiftung Haar engagiert sich auch der "Freundeskreis Kleines Theater Haar" bei der Realisierung der Produktion. Das Bühnenbild des Haarer Hotzenplotz ist übrigens mobil, geplant sind auch Aufführungen an anderen Orten, etwa im Sommer in Miesbach.
Die Premierenvorstellung des "Räuber Hotzenplotz" in Haar ist am Donnerstag, 18. Mai, und beginnt um 15 Uhr. Karten gibt es im Theater unter 089/890 56 98 11, über den Onlineshop unter www.kleinestheaterhaar.de oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
