Klarinettenkonzert:Immer im Takt

Maximilian Leinekugel und Lisa Riepl, 2019

Lisa Riepl, Klarinettistin aus Poing, und Maximilian Leinekugel, Dirigent aus Vaterstetten.

(Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Dirigent Maximilian Leinekugel und Klarinettistin Lisa Riepl wollen junge Menschen für klassische Musik begeistern. Am Samstag geben sie ein Konzert in Haar

Von Anja Blum, Haar

Begeisterung, die auf der Bühne entsteht und sich von dort aus, den Schallwellen des Klangs gleich, unaufhaltsam im ganzen Raum ausbreitet - das ist das Ziel von Maximilian Leinekugel und Lisa Riepl. Der Dirigent und Cellist aus Vaterstetten und die Klarinettistin aus Poing kennen sich schon lange, denn beide waren einst Teil des Jugendorchesters der bayerischen Staatsoper. Dort, bei Attacca, haben sie erlebt, wie prägend es sein kann, bereits in jungen Jahren Teil eines Ensembles zu sein, sich unter großen Maestros große klassische Werke zu erschließen und auf die Bühne zu bringen. Am kommenden Wochenende kann man Riepl und Leinekugel zusammen in Aktion erleben: Mit den Munich Classical Players führen sie in der neuen katholischen Kirche in Poing und im Kleinen Theater Haar zwei Mozart-Werke auf, sein berühmtes Klarinettenkonzert sowie die sogenannte Jupiter-Sinfonie.

Beide Konzerte sollen vor allem Familien ansprechen, denn sowohl Leinekugel als auch Riepl, beide Jahrgang 1995, wollen junge Menschen für klassische Musik gewinnen - im Ensemble mit jungen Instrumentalisten und durch eine zeitgemäße Form von Konzerten. Das Schlüsselwort lautet dabei: Begeisterung. Diese zu leben und zu vermitteln, ist das Hauptanliegen der Munich Classical Players, ein Kammerorchester aus Musikstudenten, das Leinekugel 2016 gegründet hat, um besondere Projekte auch abseits der großen Bühnen zu zelebrieren. Zum Beispiel thematisierte das Ensemble unter dem Titel "Aus der Seele gespielt" den Spannungsbogen zwischen Musik und psychischer Krise; ein anderes Programm zeigte, was Bernstein und Beethoven miteinander verbindet.

Riepl ist seit zwei Jahren Mitglied des Orchesters und schwärmt: "Hier mitzuspielen hat mit Dienstgeschiebe rein gar nichts zu tun. Man hat das Gefühl: Es geht um was - und alle wissen das." Gemeinsam wolle man eine niveauvolle und zugleich moderne Form des klassischen Konzerts bieten, jenseits verstaubter Klischees. Deswegen herrsche ein ganz außergewöhnlicher Teamspirit, der gerade im Konzert immer wieder besonders schöne Momente entstehen lasse. Auch mit dem jungen Dirigenten ist die Klarinettistin sehr zufrieden: Leinekugel sei stets perfekt vorbereitet und wisse, was er wolle. "Trotzdem ist er immer für andere Anliegen zugänglich, fragt nach, ob jeder versteht, wo es hingehen soll, und ob alle einverstanden sind."

Im neuen Programm nimmt Lisa Riepl als Solistin eine Sonderrolle ein, in der sie sich eng mit Leinekugel abstimmen muss. Die Gestaltung der Tempi, der Übergänge, der Dynamiken - all diese Punkte wollen geklärt werden. Doch das scheint überhaupt kein Problem: "Es wird wohl ein Kompromiss werden", sagt Leinekugel - und beide lachen herzlich. Diese zwei jungen Musikerherzen schlagen offenbar im Takt. Obwohl das von Riepl womöglich vor dem Konzert seinen Rhythmus etwas beschleunigen könnte, schließlich ist Mozarts Klarinettenkonzert das Paradestück ihrer Disziplin und steht in allen Probespielen auf der Agenda. "Jeder Klarinettist übt es, aber kaum einer darf es einmal komplett vor Publikum spielen", sagt Riepl und strahlt, so sehr freut sie sich auf diese ganz persönliche Premiere.

Begonnen hat Riepls musikalische Karriere - wie könnte es anders sein - an der Blockflöte. Bereits in der Grundschule habe sie in einem Aufsatz geschrieben, dass sie später einmal mit Musik Menschen Freude machen wolle, erzählt die Poingerin. Die schlichte Flöte allerdings vermochte die Anforderungen eines musischen Gymnasiums nicht zu erfüllen, weswegen sich die junge Lisa alsbald der Klarinette zuwandte. Mit elf gewann sie den Musikwettbewerb des Landkreises Ebersberg sowie mehrere Preise bei Jugend musiziert. Von 2007 an erhielt sie Unterricht bei Jürgen Key an der Staatsoper, bis sie 2014 ihr Studium bei Professor Harald Harrer am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg begann. Zusätzliche Impulse bekommt sie in vielen Meisterkursen. 2017 wurde sie als Stipendiatin bei "Yehudi Menuhin - Live Music Now" aufgenommen.

Der Verein organisiert Konzerte für Menschen, die ansonsten kaum mit Livemusik in Berührung kommen: in sonderpädagogischen Förderzentren, Altenheimen, Gefängnissen. Auch Maximilian Leinekugel, der 2018 für sein Engagement mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet wurde, sucht und findet über die Munich Classical Players hinaus Wege, den Nachwuchs für klassische Musik zu begeistern: Erst im vergangenen Jahr stellte er ein Jugendorchester-Projekt auf die Beine.

Nun stehen aber erst einmal die zwei Konzerte der Munich Classical Players auf dem Programm. Gespielt wird am Freitag, 22. Februar, in der Poinger Pfarrkirche Seliger Pater Rupert Mayer und am Samstag, 23. Februar, im Kleinen Theater Haar. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Ganz besonders freuen sich Riepl und Leinekugel auf den Abend in Poing. Zum einen, weil die Klarinettistin hier ein Heimspiel feiern darf, und zum anderen, weil die Spielstätte durchaus eine besondere ist: Das katholische Gotteshaus wurde erst im vergangenen Jahr eingeweiht und besticht durch eine außergewöhnliche Architektur von schlichter Größe. "Hier wird eine uralte Tradition in eine moderne Form gegossen - das ist eine Verknüpfung, wie wir als Orchester sie auch versuchen. Insofern glaube ich an eine stimmige Erfahrung", sagt Maximilian Leinekugel und lächelt vielversprechend.

Tickets für das Konzert am Freitag, 22. Februar, in Poing kosten 20 Euro regulär und acht Euro für Schüler und Studenten, Familien (maximal zwei Kinder und zwei Erwachsene) zahlen 45 Euro. Karten gibt es im Buchladen Poing oder an der Abendkasse. Beim Konzert in Haar am Samstag, 23. Februar, kostet der Eintritt 23,50 oder 20 Euro regulär und acht Euro ermäßigt. Der Vorverkauf läuft über das Kleine Theater unter (089) 890 56 98 11 oder online unter www.reservix.de.

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