Kita in Haar:Mehrheit lehnt Aufstockung ab

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Haarer Gemeinderat weist CSU-Prüfantrag für zusätzliche Geschosse beim Bau der geplanten Kindertagesstätte im Jugendstilpark zurück

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Haarer Gemeinderat hat den Versuch der CSU mehrheitlich zurückgewiesen, in letzter Minute die fortgeschrittene Planung für die Kindertagesstätte im Jugendstilpark über den Haufen zu werfen. Die CSU pochte darauf zu prüfen, ob das zweigeschossig konzipierte Gebäude im früheren Klinikareal aufgestockt werden könne. CSU-Fraktionssprecher Dietrich Keymer sagte, "es müsste möglich sein, ein oder zwei Vollgeschosse draufzusetzen". Dort könnte benötigter Wohnraum, etwa für Erzieher, geschaffen werden. Die Kindertagesstätte ist für vier Krippen- und drei Kindergartengruppen ausgelegt. Mit Puffer rechnet die Kommune mit Baukosten von 9,5 Millionen Euro.

Der Bau der Kindertagesstätte am Rand des Bannwalds hat in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Gründen schon die Gemüter bewegt. Streit gab es um die Ausschreibung, über die der künftige Träger ausgewählt wurde. Die Gemeinde machte das Rennen, was die CSU als vorhersehbar und als Farce bezeichnete. Über Haar hinaus wurde der Kommune dagegen Respekt dafür gezollt, dass sie die Einrichtung an der Edith-Hecht-Straße platziert. Edith Hecht wurde mit 13 Jahren 1944 in der Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar ermordet. Mit der Namensgeberin wird stellvertretend ein Opfer der Patientenmorde der NS-Zeit geehrt.

Der Bau der Einrichtung selbst war öffentlich bisher kaum Thema und es schien bis zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats auch nicht viele Fragen zu geben, schließlich ist in dem Bebauungsplan für den Jugendstilpark das Wesentliche vorgegeben. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) zeigte sich so auch verwundert über den CSU-Vorstoß. Die Gemeinde habe das Grundstück vom Bezirk unter der Vorgabe gekauft, dort eine Kita zu errichten. Wolle man dort Wohnraum schaffen, stünden wegen des Kaufpreises Nachverhandlungen an. Auch würden zusätzliche Stellplätze gebraucht und es müsste aufwendig umgeplant werden. Wegen der Lage am Bannwald und der Randlage im Jugendstilpark habe man auch bewusst nicht in die Höhe geplant. Auch stehe die Gemeinde unter Zeitdruck, weil die Plätze benötigt würden, wie Müller sagte. Sollte für den Bau der Zuschussantrag nicht mehr im August gestellt werden, drohe man einen Fördertopf zu verpassen und viel Geld zu verlieren. Statt 35 Prozent stünden dann eventuell nur 20 Prozent Fördersatz in Aussicht.

Trotz dieser Einwände blieb die CSU bei ihrer Forderung. Bettina Endriss-Herz (CSU) sagte angesichts der 9,5 Millionen Euro, wer so viel Geld in die Hand nehme, könne schon mal mit dem Bezirk nachverhandeln. Gerlinde Stießberger (CSU) verwies auf die Stadt München, die vormache, wie über Kindertagesstätten Wohnraum geschaffen werde. Während Thomas Fäth (SPD) meinte, Wohnen über einer Kindertagesstätte sei wegen des bunten Treibens in einer Kita nicht so günstig, und dafür Widerspruch erntete, pflichtete Alexander Zill (SPD) dem Wunsch nach Umplanung zumindest insofern bei, dass er gerne eine komplette Unterkellerung des Gebäudes geprüft sähe.

Horst Wiedemann (SPD) dagegen sagte: "Ich bin entsetzt über die Debatte." Ein oder zwei Geschosse mehr - das hätte man vor Jahren vielleicht mal anbringen können, aber doch nicht jetzt. Mike Seckinger (Grüne) sagte, Gemeinde und Planer hätten "15 Jahre Arbeit in dieses Gebiet reingesteckt", um einen schlüssigen Bebauungsplan zu entwickeln. Das könne man nicht einfach umwerfen. Während der Prüfantrag für zusätzliche Geschosse gegen die Stimmen der CSU abgelehnt wurde, waren dann außer Endriss-Herz alle dafür, die vorliegende Vorentwurfsplanung inklusive Kostenschätzung zur Grundlage für vertiefende Arbeiten zu verwenden.

Während die Gemeinde 2017 noch davon ausging, dass der Kitabau fünf Millionen Euro kosten würde, geht man jetzt von fast doppelt so viel aus. Als Grund nennt das Rathaus Baukostensteigerungen und auch Umplanungen. Eine dritte Kindergartengruppe ist als Reserve integriert und eine vollwertige Küche mit Nebenräumen ebenfalls.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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