Brunnthal:Baustoff-Händler verwirft Pläne für Kirchstockach

Brunnthal: Bei einem Bürgerdialog hat Harald Mosler die Pläne von Kraft vorgestellt. Nun zieht er die Reißleine.

Bei einem Bürgerdialog hat Harald Mosler die Pläne von Kraft vorgestellt. Nun zieht er die Reißleine.

(Foto: Claus Schunk)

Weil sich die Verhandlungen über einen Grundstückstausch hinziehen und eine Hochspannungsleitung stört, soll das Kraft-Zentrallager doch nicht auf dem Ganser-Gelände entstehen.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Auf der Fläche der Kompostieranlage in Kirchstockach soll doch kein Zentrallager mit Verwaltungsräumen für den Baustoffhändler Kraft entstehen. Das bestätigte Harald Mosler vom Vorstand der Josef-und-Luise-Kraft-Stiftung der SZ. Die Stiftung hatte den vorhabenbezogenen Bebauungsplan am 1. Januar dieses Jahres eingereicht und zog ihn diese Woche zurück. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind die zahlreichen Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem Grundstück im Brunnthaler Ortsteil Kirchstockach.

Der Standort als solcher sei wunderbar unter anderem wegen der Nähe zur Autobahn, sagte Mosler. Doch führt die aktuelle Zufahrt von der Taufkirchner Straße aus auf dem Ganser-Gelände am Kieswerk und der Betonproduktion vorbei. Diese Privatstraße ist nachts für den Verkehr gesperrt, was kaum kompatibel mit dem Kraft-Baustoffbetrieb ist. Von Anbeginn an hatte Mosler auf eine separate Zufahrt von Süden aus gedrängt, für die drei Privateigentümer Grundstücke eintauschen müssten. Mit mindestens einem stockten die Verhandlungen.

Dennoch zeigte sich Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) unlängst zuversichtlich, hier zu einer Einigung zu kommen. Schließlich würden auch die Anwohner des Ganser-Geländes, auf dem außerdem der Biomüllumladeplatz neben der stillgelegten Vergärungsanlage und das Geothermiekraftwerk der Stadtwerke München (SWM) liegen, von Verkehr entlastet.

Ein weiteres Problem für die Kraft-Logistikhalle stellt die Hochspannungsleitung in der Nähe des anvisierten Grundstücks dar. Die Halle war mit begrünten Dächern und Fassaden sowie Photovoltaik-Panel geplant und hätte zudem im Animal Added Design ökologische Nischen am Gebäude aufgewiesen. Doch könnte die Stromleitung das rein funkbasierte Warenwirtschaftssystem für die darin zu verladenden Baustoffe stören. "Wir agieren pro Jahr mit Waren im Wert vom 190 Millionen Euro und hatten an einem anderen Standort wegen solch einer Stromleitung Probleme", sagt Mosler.

"Wir haben da sehr, sehr viel Herzblut hineingegossen, die Gemeinde Brunnthal war sehr sympathisch und hat uns unterstützt."

Die Kraft-Stiftung sucht weiter nach einem geeigneten Standort. Das sei allerdings sehr schwierig, weil in den Gemeinden rund um München sozusagen alles reserviert sei, wenn es um Logistik geht, so Mosler. "Wir haben da sehr, sehr viel Herzblut hineingegossen, die Gemeinde Brunnthal war sehr sympathisch und hat uns unterstützt", lautet sein Resümee. Doch müsse er als Stiftungsvorstand mit seinen Mitgliedern sorgsam umgehen und könne nicht ein solch erkennbar großes Risiko eingehen, wie in dem Projekt aufgrund der verschiedenen Unwägbarkeiten stecke.

Für die Gemeinde Brunnthal bedeutet der Rückzug von Kraft, "dass zunächst die Kompostieranlage weiterbetrieben wird, aber wohl auch Überlegungen für andere Nutzungen wieder angestellt werden", sagt Bürgermeister Kern. Das sieht Matthias Ganser von der Eigentümerfamilie des Grundstücks ähnlich und ergänzt, die Genehmigung der Kompostieranlage gelte auch für eine Altholzaufbereitung und eine Altholzbehandlungsanlage: "Um eine gute Weiterentwicklung des Geländes - insbesondere für die Energie- und Wärmewende sowie für den Klimaschutz - werden wir uns zusammen mit dem Landkreis, der Gemeinde und den Bürgern bemühen, vor Ort eine gemeinsame Entwicklung voranzutreiben."

Die Stadtwerke München (SWM), die direkt neben der Kompostieranlage eine ihrer drei Geothermieanlagen im Landkreis betreiben, sehen durch den Rückzieher von Kraft keine Veränderung der Situation: "Die Ausbaupläne der SWM, in Kirchstockach bis 2025 eine zweite Bohrdublette anzulegen, waren mit den Eigentümern und den Bauplänen der Firma Kraft abgestimmt", sagt Christian Pletl, der bei den SWM für Geothermieprojekte zuständig ist.

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