Kirchheim:Teamspielerin vor Transfer

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Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz verlässt nach elf Jahren die Cantate-Gemeinde

Von Cristina Marina, Kirchheim

Nächsten Donnerstag verlässt Susanne Kießling-Prinz die Cantate-Gemeinde. Die Pfarrerin tritt dann ihre neue Stelle in der Zachäus-Kirche in Gröbenzell an. Was bleibt, sind mehr als gute Erinnerungen. "Es geht nicht nur eine Person, sondern eine Persönlichkeit", sagt Elke Lichtenecker-Hub. Die Kirchheimerin kennt sich aus: Seit 1994 sitzt sie im Kirchenvorstand, seit 2000 hat sie die Funktion der Vertrauensfrau inne. "Verlässlich, behutsam, sich in jede Situation hinein denkend" - so lasse sich Kießling-Prinz beschreiben. Fast elf Jahre haben die beiden Frauen zusammengearbeitet. "Es kam immer auf das Team an", sagt die Pfarrerin.

Auch in schwierigeren Zeiten haben alle zusammengehalten. So etwa vor drei Jahren, als die Cantate-Gemeinde einem irakischen Ehepaar Kirchenasyl gewährte - trotz negativer Reaktionen aus der Politik. Gegen die Kirche wurde sogar ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es läuft noch. Doch für Kirchenvorstand und Pfarrerin stand die Entscheidung, dem Paar zu helfen, fest: "Wenn man die Menschen in ihrer wahren Not kennenlernt, weiß man, was das Richtige zu tun ist", sagt Kießling-Prinz. Mittlerweile sei dem Paar den Flüchtlingsstatus anerkannt worden. Sami und Leila leben in Mönchengladbach, nah bei ihrer Tochter, die gerade ein Baby bekommen hat.

Kießling-Prinz habe in der Kirchengemeinde Neues geschaffen, sagt Lichtenecker-Hub, und dabei stets die anderen "mitgenommen". Ihr Erbe, das sie der Cantate-Gemeinde hinterlässt, ist nicht allein spirituell: Im Altarraum hängt an der Wand die "Urschale" des Künstlers Alois Öllinger. Sie wurde 2014 im Rahmen der "Artionale" ausgestellt, einer Aktion der evangelischen Kirche in München, an der sich die Cantate-Gemeinde beteiligte. Die Schale aus Marmorstaub und Blattgold sollte die Kirche nach der Aktion verlassen, doch die Reaktionen der Gemeinde fielen so gut aus, dass der Kunstgegenstand durch Spenden erworben wurde. Die Schale - ein Symbol für das Aufnehmen und Weitergeben - leuchtet je nach Perspektive in unterschiedlichen Goldtönen, was für den Interpretationsraum stehe, der möglich sei, sagt Kießling-Prinz.

Warum sie das eingespielte Team verlasse? "Bei uns in der evangelischen Kirche ist es üblich, dass ein Pfarrer eine Gemeinde nicht länger als zehn Jahre lang begleitet. Danach sollten neue Strukturen entstehen", sagt Lichtenecker-Hub. Trotzdem hätte die Vertrauensfrau die Pfarrerin gerne weiter dabei gehabt. Denn ihre konzeptionelle Stärke, das umfangreiche Wissen sowie die "gegenseitige Wertschätzung"seien "bereichernd" gewesen. Kießling-Prinz sagt, sie habe vieles gelernt und die "tollen Erfahrungen und Begegnungen" genossen. Diese möchte die 57-Jährige in der neuen Gemeinde weiterreichen.

In Gröbenzell gibt es zwei Pfarrstellen - Kießling-Prinz übernimmt die erste, die auch die Führung des Pfarramtes einschließt. Bis dahin hat sie in der alten Gemeinde genug zu tun: Zwischen "Umzugskisten und Kellerräumen", einer Hochzeit und einer Beerdigung findet ihre Verabschiedung an diesem Sonntag statt. Wer an ihre Stelle kommt, weiß man noch nicht. Die evangelische Kirche sieht eine sechsmonatige Vakanz vor. Eigens dafür, "damit die Gemeinde um den letzten Pfarrer trauern kann", sagt Lichtenecker-Hub.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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