In diesen Tagen sind die Chancen, auf den Ministerpräsidenten zu treffen, noch größer, als in einen Regenschauer zu geraten. Es ist kaum möglich, sich der Omnipräsenz von Markus Söder zu entziehen. Egal ob auf der 150-Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr in Hochwang, im Wohnstift am Tiergarten in Nürnberg, beim Festakt zur Stadterhebung in Neustadt an der Donau oder auf der Baustelle der Landesgartenschau in Kirchheim - der Wahlkämpfer Söder ist überall dabei. Und immer achtet sein Team penibel darauf, alles mit Fotos perfekt für die Social-Media-Bubbles zu inszenieren. Es ist Söder-Time in Bayern, da darf nichts das Bild vom weiß-blauen Bayernland und seinem Landesvater stören.
Nun ist dem obersten aller Bayern, dem nachgesagt wird, sicherheitshalber zu Terminen das eigene Bierfass zum Anzapfen mitzubringen, in Kirchheim allerdings ein Fehler unterlaufen, wie ihn das Netz und der Freistaat schon lange nicht mehr erlebt haben. Und das bei seinem Intimus, Bürgermeister Maximilian Böltl, der im Herbst zu Söder in die Landespolitik wechseln will und ebenfalls als absoluter Social-Media-Profi gilt. Auf einem der Fotos, die Söder als Schirmherr der Landesgartenschau 2024 in Kirchheim hochgeladen hat, blitzt ganz rechts ein grüner Farbtupfer auf. Die Unterhachinger Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Köhler steht dort wie weiland Söder im Fasching als Shrek im lindgrünen Blazer und mit verschränkten Händen und lächelt neben einer gänzlich Unbekannten, die sich ebenfalls aufs Bild gemogelt hat, leicht verschmitzt in die Kamera.
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Außer ihr ist zwar auch - ganz offiziell - Stefan Keck im Bild, der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH und politisch ein Roter; aber die Sozis nimmt Söder schon lange nicht mehr ernst. Die Grünen dagegen, zu denen Claudia Köhler gehört, hat Söder als Feind Nummer eins bei der Landtagswahl im Herbst ausgemacht. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, Bierkrüge zu stemmen, Bänder zu durchschneiden oder wie in Kirchheim Wasserpflanzen in die Kamera zu halten, drischt er medial auf die Klimaschutz-Partei ein.
Gut möglich, dass nach dem Kirchheim-Trip nun aber die Retourkutsche kommt. Stoff dafür hat Söder geliefert. Denn während Kirchheims Bürgermeister sich darüber freute, dass der Freistaat die Landesgartenschau mit mehr als fünf Millionen Euro fördert, behauptete dessen Regierungschef, es wären acht. Ja, was denn nun? Wenn das kein Skandal ist, der nach einem Untersuchungsausschuss schreit! Den sollte Köhler, die im Finanzausschuss des Landtags sitzt, sofort beantragen. Dürfte ähnlich erfolgversprechend werden wie jener zum Zukunftsmuseum oder zur Maskenaffäre oder zur zweiten Stammstrecke.