SEK-Übung in Kirchheim:Die Polizei entschuldigt sich

SEK-Übung in Kirchheim: Im Gewerbegebiet an der Ammerthalstraße in Heimstetten hatten viele Beschäftigte am Donnerstagmittag Schüsse und Schreie gehört und die Polizei alarmiert, die daraufhin mit 50 Streifenwagen anrückte.

Im Gewerbegebiet an der Ammerthalstraße in Heimstetten hatten viele Beschäftigte am Donnerstagmittag Schüsse und Schreie gehört und die Polizei alarmiert, die daraufhin mit 50 Streifenwagen anrückte.

(Foto: Claus Schunk)

Das Präsidium bedauert, dass Menschen in Heimstetten in Angst versetzt wurden. Sie hatten Schüsse und Schreie gemeldet - und 50 Polizeistreifen eilten zur Hilfe.

Von Iris Hilberth und Bernhard Lohr, Kirchheim

Der Schrecken sitzt noch tief. Einen Tag nach dem Großalarm im Kirchheimer Gewerbegebiet Heimstetten, den die Polizei selbst durch eine Übung ihrer Spezialkräfte ausgelöst hat, bleibt bei den Angestellten der Firmen rings um das Übungsgelände ein mulmiges Gefühl. Sie hatten am Donnerstagmittag die Polizei alarmiert, weil sie Schüsse und Schreie gehört hatten. So schnell könne man das nicht vergessen, sagt eine Mitarbeiterin einer Firma an der Ammerthalstraße. Den Kollegen gehe es ähnlich und man erwarte, dass die Polizei sich für die Geschehnisse entschuldigt.

Das hat sie mittlerweile bei vielen der Betroffenen auch getan. Im Polizeipräsidium räumt man am Freitag offen ein, dass da etwas gewaltig schiefgelaufen ist. Werner Kraus, der stellvertretende Leiter der Pressestelle, sagt, es könne nicht sein, dass Menschen durch eine Aktion der Polizei in Angst versetzt würden. "Ich habe gestern schon eine persönliche Entschuldigung ausgesprochen." Zu all den Betroffenen, die sich mit einem Notruf gemeldet hätten und von denen man wisse, versuche man Kontakt aufzunehmen. Auch habe man die zuständige Polizeiinspektion in Haar angewiesen, auf die Menschen zuzugehen. "Natürlich sind wir nicht zufrieden."

SEK-Übung in Kirchheim: Beamter des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei bei einer Übung

Beamter des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei bei einer Übung

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Etwa 30 Minuten waren die nichts ahnenden Zeugen der SEK-Übung auf einem leerstehenden Firmengelände im Unklaren gelassen worden, was los ist. Zu sehen war nichts, aber die Schüsse und vor allem Hilferufe einer Frau waren so deutlich zu vernehmen, dass sich das Geschehen ganz in der Nähe abspielen musste. Die Angestellte, mit der die SZ sprechen konnte, und ihre Kollegen waren nicht die einzigen, die an diesem Vormittag die 110 wählten. Dem Beamten, den sie unter der Notrufnummer in der Zentrale erreicht haben, will die Betroffene aber keinen Vorwurf machen. Der habe wirklich gut reagiert und ihnen geraten, im Gebäude zu bleiben, die Fenster zu schließen und in Deckung zu gehen.

Die Situation sei "einfach falsch eingeschätzt worden", sagt ein Polizeisprecher

Bis dann eine halbe Stunde später der erlösende Rückruf mit der Entwarnung kam. Dass man die Firmen in dem Gebiet nicht vorab über die geplante Übung informiert hat, versteht die Frau ebenso wenig wie die mangelhafte Kommunikation innerhalb der Polizei. Dass man dort am Donnerstag die Geschehnisse noch als Fehlalarm abtat, dem man auch noch etwas Positives abgewinnen konnte, ärgert sie. 50 Steifen waren Richtung Heimstetten geschickt worden, "die Alarmierung hat gezeigt, dass unsere für solche Szenarien vorbereiteten Konzepte greifen", hatte ein Polizeisprecher mitgeteilt.

Am Freitag, nachdem man eine Nacht darüber geschlafen hat, ist der Ton bei der Polizei ein anderer. Sprecher Werner Kraus beharrt zwar darauf, dass man am Notruf-Telefon aufgrund der unterschiedlichen Angaben zum Ort, von dem die Schüsse und Schreie kämen, die Verbindung zu der Übung nicht habe sofort herstellen können. Aber er sagt auch, man werde daraus Lehren ziehen. Es werde einen Nachbericht geben.

Bei dem Übungsgelände handelt es sich um kein originäres Gelände der Polizei. Es sei ein "sehr großes" Firmenareal, heißt es dazu, das für Übungsfälle genutzt werde. Die Einsatzkräfte hätten dort bereits die ganze Woche trainiert, ohne dass davon etwas nach außen gedrungen sei. Am Donnerstag waren dann aber die Schüsse und Schreie weithin vernehmbar. Der Polizeisprecher hält es für möglich, dass die Witterungsverhältnisse eine Rolle gespielt haben und der Wind den Einsatzlärm weithin getragen haben. "Ich denke, das ist einfach falsch eingeschätzt worden."

Und es war in Heimstetten nicht bekannt, dass sich die Polizei in der Nachbarschaft auf mögliche Terror- und Großeinsätze wie am Olympia-Einkaufszentrum vorbereitet. Und das in Szenarien, die erschreckend nah an die Realität herankommen. Es sei eigentlich geübte Praxis, vorab zu informieren, sagt der Polizeisprecher und zieht einen Vergleich zum Übungsstand der Polizei im Perlacher Forst. Dort knallt es auch öfter. Von einer Gefahrenlage geht deshalb niemand aus. Wenn sich dort einer beklage, dann wegen Ruhestörung.

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